Eine Zeitzeugin erzählt von der Spaltung innerhalb der eigenen Familie: Während ihr Vater und ihre beiden Geschwister sich für die Option aussprachen, wollten sie und ihre Mutter Südtirol auf keinen Fall verlassen. Der Vater – das Familienoberhaupt entschied damals für die gesamte Familie – stimmte Ende Dezember 1939 für die Option. Ein Jahr später wurde die Zeitzeugin volljährig und entschied rückzuoptieren. „Die Leute im Dorf haben mich nicht mehr gegrüßt und getan, als würden sie mich nicht sehen. Das hat mich sehr gekränkt“, erinnert sie sich.
Das ist nur der Ausschnitt eines Interviews, das 2014 im Rahmen des Theaterprojekts „Option. Spuren der Erinnerung“ der Vereinigten Bühnen Bozen aufgenommen wurden. Damals besuchte das Regieteam zusammen mit Mitarbeiterinnen des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck mehr als 60 Südtiroler Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die sich auf einen Aufruf hin gemeldet hatten. Viele von ihnen erzählten zum ersten Mal über ihre traumatischen Erlebnisse; die Option hat Wunden hinterlassen, über die nach dem Krieg vielfach nicht mehr geredet wurde. Aus einer Auswahl dieser und zusätzlicher Interviews, die Mitarbeiter von Autonomy Experience 2020 aufgenommen haben, ist ein Podcast entstanden, der Ende November vorgestellt wurde.