Städtetourismus in Südtirol stärken – Netzwerk Südtirol City
Städtetourismus im klassischen Sinne ist für Südtirols Tourismus ein Nebenschauplatz – im offiziellen Tourismusmarketing kaum präsent. Dennoch, ein Besuch der urbanen Zentren wie Bozen, Meran, Brixen, Sterzing oder Bruneck ist für die meisten Gäste in Südtirol fester Bestandteil der Reiseplanung. Diese kleinen, urbanen Zentren, mit ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit und pulsierenden Gegenwart, eröffnen dem Gast ein zusätzliches Blickfeld auf Südtirol, eine ergänzende Reiseerfahrung zur ländlichen Idylle.
Mit der Gründung des Vereins Städtenetzwerk Südtirol durch die Stadtgemeinden Bozen, Meran, Brixen, Bruneck und Sterzing unter der Moderation des Instituts für Regionalentwicklung und Standortmanagement an der EURAC, haben sich die Städte ein gemeinsames Ziel gesetzt: Das urbane Südtirol für die touristische Wertschöpfung besser zu erschließen und insgesamt die Inwertsetzung voranzutreiben. Dabei versteht sich das Städtenetzwerk nicht als Konkurrenz zu bestehenden Strukturen wie Tourismusverbänden und -vereinen, sondern will durch fokussierte Aktionen die Entwicklung des Städtetourismus stärken. „Priorität hat dabei eine touristische Entwicklung, die im Einklang mit der allgemeinen Agenda der urbanistischen Vorhaben der Städte steht“, so Harald Pechlaner, Leiter des Instituts für Regionalentwicklung und Standortmanagement der Eurac.
In der Startphase stand der Radtourismus im Fokus der Arbeit des Südtiroler Städtenetzwerkes. Walter Zorzi, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der EURAC bringt es auf den Punkt. „Die Nutzung des Fahrrads als urbanes Fortbewegungsmittel erlebt, wie in anderen Teilen Europas, auch in Südtirols Städten eine Renaissance. Londons bspw. investiert aktuell über 1 Mrd. € in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur. Der Trend Radfahren spielt jedoch auch für den Tourismus eine immer wichtigere Rolle. Das Städtenetzwerk versucht diese beiden Trends synergetisch zu verbinden. Der Ausbau der innerstädtischen Radwege sollte auch dem Gast zu Gute kommen. In Kombination mit den Südtiroler Talradwegen und den städtischen Kultur-Highlights wurde die Produktentwicklungsinitiative ‚CultureBike‘ in die Wege geleitet. In den nächsten Monaten wird ein Urlaubspaket entwickelt, um Südtirols Städte bequem auf zwei Rädern zu bereisen.
Das Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement an der EURAC begleitet auch die Markenentwicklung für das neue Radreiseprodukt des Städtenetzwerkes Südtirols. Keine neue visuelle Identität wird angestrebt, sondern aufbauend auf das Konzept der Südtiroler Dachmarke gilt es eine ‚endorsed‘ Produktmarke zu entwickeln. Dabei hat sich die Arbeitsgruppe auch mit der Namensgebung des Netzwerkes beschäftigt. ‘Südtirol City’ nennt sich das Netzwerk. „Da sich das touristische Marketing primär im Internet abspielt, müssen wir Eindeutigkeit und Klarheit schaffen. Die Reduktion auf einen klaren Begriff erleichtert uns die Kommunikationsarbeit erheblich!“ – argumentiert Klaus Ladinser, Vizebürgermeister von Bozen und Präsident des Städtenetzwerkes.
Mit ‘Südtirol City’ entsteht ein neues Governance-Konzept, eine Art hybride Organisationsstruktur. Zum einen kümmert sich das Netzwerk um Anliegen der einzelne Stadt, zum anderen wird dieses Anliegen im vernetzen Raum mit den anderen Städten eingebettet, um übergreifende Lösungen zu finden. Verbandsräume und Gemeindegrenzen haben im Vergleich zu traditionellen touristischen Governance-Strukturen wie Tourismusvereinen oder -verbänden weniger Bedeutung. Vielmehr orientiert sich das Städtenetzwerk beim Projekt ‚CultureBike‘ an der Customer-Journey: der Radroute, um diese fünf Städte Südtirol zu erkunden. Pechlaner ist überzeugt, dass die traditionell starke Orientierung an Verbandsräume und Gemeindegrenzen für das Destinationsmanagement an Bedeutung verlieren wird. Die Customer-Journey sollte stärker den Fokus im Destinationsmanagement kennzeichnen.
Die EURAC plant weitere Studien, um sich mit der Customer Journey im Destinationsmanagement gezielt auseinanderzusetzen. Neue Governance-Konzepte werden benötigt, um die Destination im touristischen Wettbewerb erfolgreich zu positionieren. Angewandte Forschung kann dabei wertvolle Arbeit leisten, um neue Erkenntnisse für ein erfolgreiches Destinationsmanagement in Südtirol zu erarbeiten.
Autor: Manuel Demetz
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