CLIMATE CHANGE MONITORING SOUTH TYROL
+ 28 % im Winter
+ 5 % im Sommer
durchschnittlich mehr Niederschlag im Jahr seit 1981
Niederschläge
Der Indikator zeigt für jedes Jahr die Gesamtniederschläge (Regen und Schnee) im Winter (Oktober bis März) und im Sommer (April bis September) an. Die jährlichen Anomalien sind definiert als die Differenz zwischen dem gesamten saisonalen Niederschlag des Jahres und dem Durchschnittswert über den 30-jährigen Zeitraum 1981-2010. Die Kenntnis der saisonalen Niederschlagsschwankungen ist grundlegend, um mögliche Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit zu bewerten, insbesondere für die Landwirtschaft, die Bergökosysteme und die künstliche Beschneiung, aber auch die Energieerzeugung aus Wasserkraft.
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Winteranomalien Oktober bis März
Sommeranomalien April bis September
Beschreibung der Ergebnisse
Wie aus den Karten ersichtlich ist, fallen die stärksten Niederschläge im Durchschnitt im Sommerhalbjahr, wobei die höchsten Werte im östlichen Landesteil zu verzeichnen sind. Die Grafik zeigt die winterlichen und sommerlichen Niederschlagsanomalien für jedes Jahr von 1980 (1981 für den Winter) bis 2023, ausgedrückt als räumliches Mittel über Südtirol. Die Wintersaison 2000 bis 2001 war außergewöhnlich regenreich, mit der höchsten Niederschlagsanomalie in der Reihe, die hauptsächlich durch die besonders starken Regenfälle im Oktober und November bestimmt wurde. Was die Sommersaison betrifft, so fielen zu Beginn der 2000er Jahre weniger Sommerniederschläge als im 30-jährigen Durchschnitt 1981 bis 2010.
Obwohl die berechneten Trends in beiden Jahreszeiten statistisch nicht signifikant sind, deutet der zeitliche Verlauf der Anomalien auf eine zunehmende Niederschlagstendenz in Südtirol hin, insbesondere im Winterhalbjahr (+ 28 % seit 1981 nach der Berechnung mit Thei-Sen). Aufgrund der höheren Temperaturen kommt es jedoch häufiger zu Niederschlägen in Form von Regen, während es weniger und in höheren Lagen schneit.
Methode
Der Graph beruht auf den täglichen meteorologischen Beobachtungen an mehr als 80 Messstellen des Amts für Meteorologie und Lawinenwarnung der Autonomen Provinz Bozen, ergänzt durch die Beobachtungsdaten einiger Standorte in der Schweiz und in Österreich, nahe der Landesgrenze. Die gesammelten Reihen wurden mit Hilfe eines geostatistischen Verfahrens auf ein regelmäßiges Gitter mit einer Auflösung von 1 km für das gesamte Landesgebiet interpoliert. Zunächst wurde der durchschnittliche Winter- und Sommerniederschlag über den Zeitraum 1981 bis 2010 berechnet und daraufhin die relativen jährlichen Abweichungen, d.h. die prozentuale Veränderung der jährlichen Niederschläge im Vergleich zum 30-jährigen Mittelwert.
Vor der Interpolation wurden alle Beobachtungsreihen auf Messfehler und zeitliche Homogenität geprüft. Darüber hinaus wurden fehlende Tageswerte mit Hilfe eines statistischen Verfahrens rekonstruiert, um die zeitliche Kontinuität der Reihen zu maximieren.
Die Interpolation erlaubt es, einen regionalen Durchschnittswert zu ermitteln, der repräsentativer und stabiler ist als jener, der auf einzelnen Messstationen beruht. Die Trends werden mit der Theil-Sen-Methode und die Signifikanz mit dem Mann-Kendall-Test berechnet. Der Trend gilt als signifikant, wenn der resultierende p-Wert kleiner als 0,05 ist.
Betroffene Sektoren
Schnee und Gletscher
Wasser
Flora und Fauna
Wassermanagement
Boden
Naturgefahren
Ökosystemleistungen
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Tourismus
Transportinfrastrukuren
Verwandte Indikatoren
Zukunftsszenarien
Im Allgemeinen zeigen die Niederschläge in Südtirol in den kommenden Jahrzehnten keine nennenswerten Veränderungen und es gibt keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden betrachteten Emissionsszenarien. Die Projektionen für die jährlichen Niederschläge bis zum Jahr 2100 zeigen eine zunehmende Tendenz, und für die durchschnittlichen jährlichen Gesamtsummen im Zeitraum 2071 bis 2100 zeigt der Median der Simulationen eine Zunahme von etwa 7 % gemäß dem RCP 8.5-Szenario im Vergleich zu den durchschnittlichen Mengen im Referenzzeitraum 1981-2010. Während die Sommerniederschläge (April bis September) in den kommenden Jahrzehnten unverändert bleiben, wird für die Winterniederschläge (Oktober bis März) eine Zunahme prognostiziert, wobei die Werte im Zeitraum 2071 bis 2100 im Durchschnitt um 12 % (RCP 4.5) bzw. 14 % (RCP 8.5) über denen des Zeitraums 1981 bis 2010 liegen werden.
Die durch die Klimaprojektionen vorhergesagten Veränderungen der Jahresniederschläge in Südtirol zeigen Unterschiede in ihrer räumlichen Verteilung zwischen den beiden Emissionsszenarien. Zwar wird überall ein Anstieg der jährlichen Niederschlagsmengen im Vergleich zum 30-jährigen Zeitraum 1981 bis 2010 projeziert, doch in den meisten Teilen der Provinz bleibt der Anstieg moderat und liegt in allen Fällen unter 10 %. Starke prozentuale Zunahmen sowohl mittel- als auch langfristig, insbesondere für das RCP-Szenario 8.5, finden sich im westlichsten Teil von Südtirol, im oberen Vinschgau.
Methode
Die Klimaszenarien für die jährlichen und saisonalen Niederschläge für Südtirol wurden aus EURO-CORDEX-Klimasimulationen über Europa für die beiden Emissionsszenarien RCP 4.5 und RCP 8.5 erstellt. RCP steht für „Representative Concentration Pathways“, also Projektionen, wie sich die Emissionen der Treibhausgase in der Atmosphäre in der Zukunft entwickeln.
RCP 4.5 entspricht einem mittleren Szenario, bei dem die Treibhausgasemissionen zwar gedrosselt werden, ihre Konzentrationen in der Atmosphäre in den nächsten 50 Jahren aber weiter ansteigen und das Ziel von +2 °C nicht erreicht wird. RCP 8.5 stellt das pessimistischste Szenario dar, bei dem die Treibhausgasemissionen kontinuierlich ansteigen, ohne dass Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergriffen werden.
Die täglichen Niederschlagsprojektionen von 1971 bis 2100, die von verschiedenen Klimamodellen (Ensembles) für die beiden Szenarien (11 für RCP 4.5 und 17 für RCP 8.5) bereitgestellt wurden, wurden mit Hilfe eines Downscaling-Prozesses verarbeitet, der es ermöglicht, die simulierten Werte von der ursprünglichen räumlichen Auflösung (in diesem Fall etwa 12 km) auf eine feinere Auflösung (in diesem Fall 1 km) zu übertragen. Dieser Schritt ermöglicht es, systematische Fehler zu verringern, die in den Modellsimulationen auftreten und auf die begrenzte räumliche Auflösung der verfügbaren Modelle zurückzuführen sind, die keine angemessene Darstellung der lokalen Merkmale bieten, insbesondere in Gebirgsregionen mit komplexer Orographie. Das angewandte Downscaling-Verfahren basiert auf der Delta-Quantile-Mapping-Methode (QDM, Cannon et al., 2015), bei der die simulierten Werte mit Beobachtungen über einen gemeinsamen Referenzzeitraum verglichen und so korrigiert werden, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilungen übereinstimmen. Außerdem werden bei der QDM-Methode die Korrekturen so vorgenommen, dass das ursprünglich in den Simulationen vorhandene langfristige Klimasignal nicht verändert wird.
In diesem Fall ist der Bezugszeitraum 1981 bis 2010, und die Korrektur wurde auf der Grundlage des 1 km-Gitterdatensatzes durchgeführt.
Aus den korrigierten Simulationen wurden die jährlichen, winterlichen (Oktober bis März) und sommerlichen (April bis September) Gesamtwerte von 1971 bis 2100 für jedes Ensemblemodell und für beide Szenarien berechnet. Die Ensemble-Indikatorwerte wurden dann aggregiert, indem der Median der 11 (RCP 4.5) und 17 (RCP 8.5) Modellsimulationen für jedes Jahr berechnet und die Inter-Quantilsspanne, d. h. die Spanne der Werte zwischen dem 25. und 75. Perzentil verwendet wurde, um eine Schätzung der Variabilität der Modellsimulationen zu liefern.
Kontakt
Eurac Research: Alice Crespi, Center for Climate Change and Transformation
Daten bereitgestellt durch das Amt für Meteorologie und Lawinenwarnung der Autonomen Provinz Bozen