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Grüne Lösungen für klimafreundlichere, lebenswertere Städte

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24 September 21

Grüne Lösungen für klimafreundlichere, lebenswertere Städte

Bozen und Meran sind Pilotgebiete in einem von Eurac Research koordinierten EU-Projekt, das neue Wege erforscht, mit Hilfe der Natur urbanen Herausforderungen zu begegnen


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Der Entstehung von Hitzeinseln entgegenzuwirken, gehört zu den wichtigen Funktionen städtischer Grünflächen, denn durch Beschattung und Evaporation sorgen die Pflanzen für Abkühlung. In der Stadtplanung auf naturbasierte Lösungen zu setzen, bringt aber noch eine Vielzahl anderer Vorteile für unsere Lebensqualität und spielt eine wichtige Rolle beim Übergang zu einer emissionsarmen, gerechteren Gesellschaft. Aber wie kann man diese Lösungen so umsetzen, dass sie den Bedürfnissen der Menschen entsprechen und eine möglichst große Wirkung entfalten? Mit dieser Frage befasst sich in den kommenden fünf Jahren ein Konsortium aus 19 europäischen Partnern im Rahmen des Projekts JUSTNature, das vor wenigen Tagen startete. Koordiniert von Eurac Research werden sieben europäische Städte, darunter Bozen und Meran, naturbasierte Maßnahmen umsetzen, die technologischen Fortschritt mit einem partizipativen, auf die gerechte Verteilung der Vorteile zielenden Ansatz verbinden. Die Erfahrungen und Ergebnisse dieser Arbeit können dann anderen Städten als Beispiel dienen und Grundlage für Leitlinien sein, die die weitere Verbreitung solcher Lösungen fördern.

In Städten gehören begrünte Dächer zu den am häufigsten berücksichtigten naturbasierten Lösungen. Neben der Speicherung von Regenwasser und der möglichen positiven Wirkung auf das Raumklima, bringen grüne Dächer noch viele andere Vorteile mit sich: Sie sind Lebensraum für verschiedene Tiere und Pflanzen, fördern also die Biodiversität; die Pflanzen verwandeln Kohlendioxid in Sauerstoff, binden Schadstoffe und tragen im Sommer durch Evaporation zur Abkühlung bei; sind die Dächer zugänglich, dienen sie zudem als angenehmer Ort der Entspannung. „In einer umfassenden, weitsichtigen Planung haben naturbasierte Lösungen nie nur eine Funktion. Sie können eine Kette positiver Wirkungen in Gang setzen, weshalb sie eine wertvolle Ressource darstellen, um Herausforderungen zu bewältigen, die die Zukunft unserer Städte kennzeichnen: Dekarbonisierung und umweltbezogene Gerechtigkeit. Werden beispielsweise Grünflächen in gerechter Weise auf die Stadtviertel verteilt, hat das nicht nur ökologische Vorteile, sondern trägt dazu bei, bestehende gesellschaftliche Ungleichheit im Zugang zu Natur, und damit zu Wohlbefinden, zu reduzieren“, erklärt die Biologin und Raumplanungsexpertin Sonja Gantioler von Eurac Research, die das Projekt JUSTNature koordiniert. Diese Verbindung von ökologischer und sozialer Dimension ist im Projekt zentral: Es nutzt neueste Technologie, um Emissionen zu reduzieren und die Folgen des Klimawandels abzuschwächen, und legt gleichzeitig besonderes Augenmerk darauf, die Maßnahmen unter Einbeziehung der Bevölkerung so zu gestalten, dass sich die positiven Wirkungen in gerechter Weise verteilen.

In den sieben Projektstädten werden erste Vorschläge mit der Bevölkerung und den lokalen Verwaltungen erörtert, um sie dann an ihre Bedürfnisse anzupassen. Damit wird ein Verfahren erprobt, das in der Stadtplanung zunehmend Anwendung finden kann. In Bozen konzentriert man sich auf die Industriezone, wo es darum geht, den im Sommer entstehenden Hitzeinseln entgegenzuwirken. In Meran dagegen liegt der Schwerpunkt auf einer besseren Verbindung verschiedener Grünzonen in Ober- und Untermais: Zu Fuß zu gehen soll damit attraktiver und einfacher werden, ganz in der Tradition einer Gartenstadt. Die Arbeit am Projekt hat gerade erst begonnen; nach dieser Anfangsphase wird die Arbeitsgruppe aus Eurac Research und den Gemeinden Aktivitäten planen, um die Bevölkerung einzubeziehen.

„In den vergangenen Jahren haben wir auch in Bozen die Auswirkungen der globalen Erwärmung deutlich zu spüren bekommen. Die Stadtverwaltung arbeitet deshalb beständig daran, nachhaltige Mobilität, die energetische Sanierung von Gebäuden und die Umsetzung naturbasierter Lösungen zu fördern, um so Emissionen zu reduzieren und den Trend umzukehren. Mit JUSTNature setzt die Gemeinde diesen Weg fort; das Forschungsprojekt ermöglicht uns, die Vorteile grüner Lösungen strukturiert zu analysieren und Wege zu finden, die Bevölkerung bestmöglich in die Stadtplanung einzubeziehen“, so die Bozner Stadträtin Chiara Rabini.

„Das städtische Grün ist seit jeher ein Aushängeschild Merans und von großem Wert für Einheimische wie Touristen. Heute besteht unsere Aufgabe darin, das Vorhandene zu bewahren und durch neue natürliche Lösungen zu ergänzen, die es aufwerten und die dazu beitragen, die Schadstoffemissionen zu verringern. In diesem Projekt hoffen wir herauszufinden, wie wir dies am besten erreichen können, beispielsweise indem wir die ökologische Funktionalität der einzelnen Grünflächen besser analysieren oder die Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen genauer überwachen“, erklärt Anni Schwarz, Leiterin der Stadtgärten von Meran.

„Das Ziel der EU in Bezug auf die Reduktion der CO2-Emissionen ist eine vollständige Dekarbonisierung bis 2050. Um dies zu erreichen, braucht es einerseits mehr erneuerbare Energien und höhere Energieeffizienz, andererseits Maßnahmen zur Kohlenstoffbindung. Dazu gehören naturbasierte Lösungen, die auch immer größere Verbreitung finden. Wir freuen uns, die größten Gemeinden Südtirols bei dieser Entwicklung zu unterstützen und einen konstruktiven Austausch mit anderen europäischen Städten zu ermöglichen", schließt Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie von Eurac Research.

An dem Projekt sind 19 Partner aus acht europäischen Ländern beteiligt. Das Gesamtbudget beträgt über zehn Millionen Euro, 9,6 Millionen davon durch die EU finanziert. Für die Arbeit in Südtirol sind rund zwei Millionen Euro vorgesehen.

Ein Dach für Bienen: 500 Quadratmeter Fläche wurden auf der Bozner Messe mit bienenfreundlicher Vegetation begrünt, ein Imker betreut einen Bienenstock. Mauersteine, Ziegel und Altholz sollen Wildbienen als Nistmöglichkeit dienen.Credit: Eurac Research

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