Schnee: Die Entwicklungen in Südtirol und den Alpen und wie sie sich auswirken
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Schnee: Die Entwicklungen in Südtirol und den Alpen und wie sie sich auswirken
Ein Dossier von Eurac Research fasst den Stand der Forschung zusammen
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Der zu Ende gehende Winter war ungewöhnlich schneereich, im Dezember und Januar hat es südtirolweit viermal so viel geschneit und geregnet wie im langjährigen Durchschnitt. In Orten wie Sexten oder Pfelders lag der Schnee im Januar so hoch wie seit 40 Jahren nicht. Langfristige Studien aber zeigen: Im Mittel wird es künftig als Folge des Klimawandels weniger Schnee geben. Ein aktuelles Dossier von Eurac Research befasst sich mit Schnee in Südtirol und im Alpenraum aus Sicht der Wissenschaft. Welche Veränderungen sind schon eingetreten, welche noch zu erwarten? Wie wirken sie sich aus? Wie kann man sich anpassen?
Von 28 Messstationen in Südtirol gibt es annähernd lückenlose Datenreihen zur Schneehöhe, die bis 1981 zurückreichen. An den meisten haben die Schneehöhen in den vergangenen 40 Jahren abgenommen, mit Unterschieden je nach Monat, Höhe und Lage. In den Wintermonaten, von Dezember bis März, gab es vor allem unter 1500 Meter Rückgänge. Zwischen 1500 und 2000 Meter dagegen halten sich im Winter Ab- und Zunahmen die Waage. Am Ende der Schneesaison nahmen die Schneehöhen überall ab. Im April liegt jetzt unterhalb von etwa 1500 Meter im Schnitt kein Schnee mehr, während vor 40 Jahren an manchen Orten 7 bis 24cm üblich waren, etwa in Sexten oder Pens. Veränderungen wie in Südtirol gab es ähnlich in den gesamten südlichen Alpen. Ohnehin weniger schneereich als der Norden – um etwa 20 bis 30 Prozent –, haben diese Regionen seit den 1970er Jahren auch noch stärkere Rückgänge der Schneehöhen verzeichnet. Ein zuverlässiges Bild der Entwicklung vermitteln die Daten aber nur für Höhen unter 2000 Meter: In höheren Lagen gibt es zu wenige Messstationen, um allgemeine Aussagen zu treffen. Dass im Herbst und Frühling weniger Schnee liegt, gilt für den gesamten Alpenraum. Dies ist eine Folge des Klimawandels und wird sich, wenn die Erwärmung nicht gebremst wird, noch verschärfen: Im Herbst wird der Schnee später kommen, im Frühling früher und schneller schmelzen; in tiefen Lagen wird Niederschlag im Winter außerdem vermehrt als Regen statt als Schnee fallen. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte die Schneedecke so eine Höhenverschiebung von 500 bis 1000 Meter erfahren: Auf 2000 Meter hätte man dann Schneeverhältnisse wie sie heute auf 1000 bis 1500 Meter herrschen. Gelingt es, die globale Erwärmung unter 2°C zu halten, könnte diese Höhenverschiebung noch auf 250 bis 500 Meter begrenzt werden.
Obwohl es zukünftig im Mittel weniger Schnee geben wird, sind Schneeextreme dennoch zu erwarten, wie der Hauptautor des Dossiers Michael Matiu darlegt, Forscher am Institut für Erdbeobachtung von Eurac Research. Weil sich durch den Klimawandel sowohl die Luft-, als auch die Wassertemperaturen erhöhen, kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen und Niederschläge, ob als Regen oder Schnee, können damit intensiver werden. Wahrscheinlichkeit und Schwere künftiger Extreme lassen sich jedoch mit der heutigen Generation von Klimamodellen nicht prognostizieren; es bleibt also offen, ob die damit zusammenhängenden Risiken wie Baumstürze, Blackouts, Erdrutsche und Lawinenabgänge in Zukunft abnehmen werden.
Was bedeuten diese Entwicklungen für den Skitourismus? Eine konkrete Antwort darauf könnten nur explizite Schneemodellierungsstudien geben, die lokale klimatische und topographische Effekte berücksichtigen, denn im komplexen hochalpinen Gelände besitzen das Klima und der Schnee eine hohe Variabilität. Nach aktuellem Wissensstand wird die Skisaison in der Länge, wie wir sie heute kennen, zukünftig wohl nicht mehr garantiert werden können. Auch könnten tiefer gelegene Skigebiete sich als nicht mehr wirtschaftlich erweisen, unter anderem wegen des steigenden Strom- und Wasserverbrauchs für die Produktion von technischem Schnee. Ob bei ausbleibendem Schnee rechtzeitig zur wichtigen Weihnachtssaison ausreichend technischer Schnee produziert werden kann, hängt zudem von günstigen Wetterbedingungen ab, die mit den Klimaveränderungen seltener werden. Andererseits spielt in diesem Punkt auch der technische Fortschritt eine Rolle, der Schneekanonen effizienter und Vorhersagen zur Wahl des optimalen Beschneiungszeitpunkts präziser machen wird. Schnee ist aber nicht nur Grundlage eines einträglichen Tourismuszweigs, und damit unter anderem vieler Arbeitsplätze, sondern auch ein wichtiger Wasserspeicher: Im Winter aufgefüllt, wenn die Vegetation kaum Wasser benötigt, gibt er das Wasser im Frühling und Sommer frei, wenn Vegetation und Landwirtschaft den höchsten Bedarf haben. Gibt es nun weniger Schnee, der auch noch früher schmilzt, dann kann es zu Trockenheit im Frühling und Sommer kommen, sowohl in Südtirol als auch flussabwärts. Wassermanager müssen sich auf die Veränderungen im Wasserhaushalt einstellen und die Bedürfnisse aller Parteien im Einzugsgebiet ausbalancieren, um künftig Konflikte um die Ressource Wasser zu vermeiden. Welche Anpassungsmaßnahmen – vom Snowfarming bis zu Wasserspeicherbecken – heute im Alpenraum schon angewendet werden, fasst das Dossier in einer Übersicht zusammen, die die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigt.
Das vollständige Dossier mit Grafiken und Karten zur Veranschaulichung der Entwicklung ist online verfügbar unter https://beta.eurac.edu/de/magazine/dossier-schnee-suedtirol-alpen
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