Eurach Research
PRESS

Was Rauchen mit unserer Mundflora macht

    29 November 23

    Was Rauchen mit unserer Mundflora macht

    Eine große Untersuchung im Rahmen der CHRIS-Studie zeigt den Effekt des Zigarettenkonsums – und des Aufhörens


    DOCX  

    pm-rauchen-mikrobiom-speichel-de-ok.docx

    DOCX  

    cs_fumo_microbioma_it_ok.docx

    DOWNLOAD PRESS KIT


    Was passiert mit der Bakteriengemeinschaft in unserem Mund, wenn wir rauchen? Und welche Wirkung hat es auf das orale Mikrobiom, wenn wir das Rauchen aufgeben? Um diese Fragen zu beantworten, hat ein Forschungsteam von Eurac Research und der Universität Michigan Speichelproben von mehr als 1600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der CHRIS-Bevölkerungsstudie analysiert – die Studie ist damit eine der weltweit größten zum Speichelmikrobiom. Sie zeigt: Wer raucht, trägt eine deutlich andere Mikrobengemeinschaft im Mund als Menschen, die nie geraucht haben. Mit zunehmendem Zigarettenkonsum verringert sich die Zahl der Bakterien, die Sauerstoff brauchen. Und wer aufhört, ist erst fünf Jahre später nicht mehr von jemandem zu unterscheiden, der nie zu rauchen begonnen hat. Die Studie ist in der Zeitschrift „Scientific Reports“ erschienen.

    Die Teilnehmenden wurden in Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob sie aktuell rauchten, zu rauchen aufgehört, oder nie geraucht hatten. Wer aufgehört hatte, wurde nach dem Zeitpunkt der letzten Zigarette gefragt, wer noch rauchte, nach der Zahl der täglichen Zigaretten. Um ein Bild der Mikrobengemeinschaft in jedem Mund zu erhalten – welche Arten mit welcher Häufigkeit vertreten waren – verwendete das Forschungsteam eine universell eingesetzte Technologie zur Identifikation von Bakterien, die Sequenzanalyse des 16S-rRNA-Gens (dieses Gen stellt so etwas wie eine „Identitätskarte“ der verschiedenen Arten dar). Die Analyse, die das Forschungsteam in Bozen gemeinsam mit der Epidemiologin Betsy Foxman von der Universität Michigan durchführte, ergab ein klares Bild. Der Zigarettenkonsum wirkt sich vor allem auf jene Bakterien aus, die Sauerstoff brauchen: Ihre Zahl nimmt kontinuierlich ab, je mehr Zigaretten man täglich raucht; lässt man das Rauchen sein, nehmen diese aeroben Bakterien nach und nach wieder zu – je länger die rauchfreie Zeit, desto mehr von ihnen finden sich wieder im Speichel. Erst fünf Jahre nach der letzten Zigarette sind ehemalige Raucherinnen und Raucher an ihrem Mundmikrobiom nicht mehr von Menschen zu unterscheiden, die nie geraucht haben. „Die Effekte des Rauchens, die wir beobachtet haben, bleiben also über Jahre bestehen“, erklärt der Bioinformatiker Christian Fuchsberger von Eurac Research. „Da ist dann natürlich die Frage interessant, ob das in Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten steht.“ Einen Hinweis gibt die Studie dazu. Raucher haben bekannterweise ein erhöhtes Risiko sowohl für Parodontitis als auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Funktion der in unserem Mund lebenden Bakterien, hauptsächlich der aeroben, ist es, das Nitrat, das wir mit dem Essen aufnehmen, in Nitrit zu verwandeln, aus dem dann Stickstoffmonoxid wird – ein Stoff, der unter anderem für die Regulierung des Blutdrucks wichtig ist. Ist zu wenig Stickstoffmonoxid verfügbar, könnte dies zu schlecht durchblutetem Zahnfleisch und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Die Untersuchung der CHRIS-Proben hat nun zwar nicht das Stickstoffmonoxid im Speichel gemessen, sondern die Mikroben darin untersucht, wie der Biotechnologe Giacomo Antonello unterstreicht, Hauptautor der Studie. Mit Sicherheit könne man deshalb nur sagen: Je mehr die Probanden rauchten, desto weniger nitrat-reduzierende Bakterien lebten in ihrem Mund. Dass dies eine zusätzliche Erklärung dafür sein könnte, warum Raucher ein höheres Risiko für Parodontose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, „ist eine Hypothese, die in weiteren Studien getestet werden muss“, so Antonello. Die Studie ist frei verfügbar unter: https://www.nature.com/articles/s41598-023-42474-7

    Download

    was-rauchen-mit-unserer-mundflora-macht.zip

    NUTZUNGSRECHTE

    Das gesamte Material auf dieser Seite steht der Presse für die Berichterstattung über unser Forschungszentrum zur Verfügung unter der Bedingung, dass die Quelle deutlich angegeben wird und beim Veröffentlichen auf den Inhalt der entsprechenden Pressemitteilungen Bezug genommen wird. Das Material darf nur für nicht-kommerzielle Zwecke verwendet und nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden.

    kontakt

    Communication

    T +39 0471 055 181 barbara.baumgartner@eurac.edu

    Eurac Research

    Drususallee 1/Viale Druso 1
    39100 Bozen/Bolzano

    Science Shots Eurac Research Newsletter

    Die besten Wissenschafts-Stories und Veranstaltungen des Monats.

    Sprache wählen
    Eurac Research logo

    Eurac Research ist ein privates Forschungszentrum mit Sitz in Bozen, Südtirol. Unsere Forscherinnen und Forscher kommen aus allen Teilen der Welt und arbeiten in vielen verschiedenen Disziplinen. Gemeinsam widmen sie sich dem, was ihr Beruf und ihre Berufung ist – Zukunft zu gestalten.

    No Woman No Panel

    Was wir tun

    Unsere Forschung befasst sich mit den größten Herausforderungen, vor denen wir in Zukunft stehen: Menschen brauchen Gesundheit, Energie, gut funktionierende politische und soziale Systeme und ein intaktes Umfeld. Dies sind komplexe Fragen, und wir suchen nach Antworten in der Interaktion zwischen vielen verschiedenen Disziplinen. [Über uns](/de/ueber-uns-eurac-research)

    ARBEITE MIT UNS

    Except where otherwise noted, content on this site is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International license.