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Wie der Klimawandel die Weinbauregionen in Europa verändert

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08 Juli 24

Wie der Klimawandel die Weinbauregionen in Europa verändert

Eine neue Studie von Eurac Research zu den europäischen Weinregionen, in der Daten zu Rebsorten und Klima zusammenfließen, zeigt, wie sich die Gebiete in Zukunft entwickeln könnten.


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Rebsorten, Anbaugebiete und Klima von 1.085 europäischen Weinregionen – diese Vielfalt an Daten hat ein Forschungsteam von Eurac Research erstmals in Relation gesetzt und in einer Webapplikation aufbereitet – Winemap by Eurac Research (https://winemap.eurac.edu). Aus den Daten lässt sich auf der einen Seite ableiten, welche Gebiete am meisten unter dem Temperaturanstieg leiden werden, auf der anderen, welche Möglichkeiten es gibt, den Weinbau klimaresilienter zu machen. Die Studienergebnisse sind in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht worden.

Über Jahrhunderte haben Winzer in Europa ihr Wissen um Reben und deren Anbau perfektioniert, mit dem Ziel, die bestmöglichen Weine herzustellen. In vielen Regionen wird dieses Wissen durch geografische Angaben geschützt, beispielsweise durch geschützte Ursprungsbezeichnungen (g.U. oder im Italienischen „denominazione di origine controllata”- DOC). Sie erfassen nicht nur die Sorten, sondern schreiben auch räumlich vor, wo diese Reben angebaut und wie viel geerntet werden darf, aber auch wie der Wein hergestellt werden muss. Das g.U.-Regelwerk schützt die Konsumenten vor Imitationen und regelt die professionelle Weinproduktion in ganz Europa. Im internationalen Vergleich sorgte es für lange Zeit für einen klaren Marktvorteil. Mit dem Klimawandel könnten g.U.-Gebiete, in denen aufgrund des strengen Regelwerks nur bestimmte Reben angebaut werden dürfen, ins Hintertreffen geraten, fürchtet Simon Tscholl, Mitautor der Studie „Klimaresilienz der europäischen Weinregionen“, die kürzlich im renommierten Journal Nature Communications erschienen ist. Tscholl erklärt: „Sieht das Regelwerk nur wenige Reben für ein ausgewiesenes Gebiet vor, haben die Winzer kaum Spielraum, sich an die steigenden Temperaturen anzupassen.“ Tscholl spricht von der Empfindlichkeit (sensitivity) einer Region, die vom g.U.-Regelwerk, also den Sorten, beeinflusst wird.

Für seine Studie legt der Biologe künftige Klimamodelle über insgesamt 1.085 Weinregionen, um zu berechnen, welche besonders stark vom Temperaturanstieg betroffen sind. Derzeit gehen Klimamodelle von einem Temperaturanstieg bis 2100 zwischen 2 und 5 Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau aus. „Der Weinbau, wie wir ihn heute kennen, wird sich also verändern müssen,“ ist Tscholl überzeugt. Zum einen werde sich das Verhältnis der Sorten verschieben, zum anderen werde sich die Rebe als Dauerkultur in höhere Lagen ausbreiten und geografisch auch weiter Richtung Nordeuropa. Aus den Simulationen geht klar hervor: der Süden ist generell anfälliger, während manche Regionen im Norden vom Temperaturanstieg profitieren könnten. Indem die Forscher die Empfindlichkeit, also die rechtlich vorgeschriebenen Rebsorten, an die Klimamodelle koppeln, zeigt sich deutlich, welche Regionen im Vergleich zu anderen besonders vulnerabel sind. Wie gut sich Regionen an den Klimawandel anpassen können, hängt aber nicht nur vom rechtlichen Rahmen des g.U.-Regelwerks ab. „Es fallen auch soziale, naturräumliche, finanzielle und personelle Aspekte ins Gewicht,“ erklärt Tscholl. Unter soziale Aspekte falle etwa die Bevölkerungsentwicklung und die Altersstruktur, unter finanzielle die Verschuldungsrate und die Kapitalrendite. All diese Daten wurden ebenfalls für alle 1.085 Weinregionen erhoben.

Die Ergebnisse der Studie sind nun auch in eine Webapplikation eingeflossen: Winemap by Eurac Research. Mit Hilfe eigens programmierter Algorithmen kann man die Empfindlichkeit (Rebsorten), Anfälligkeit (Klimawandel) und Anpassungsfähigkeit mit wenigen Mausklicks von allen 1085 Weinregionen im Vergleich herausfiltern.
„Die Studie und Webapplikation soll helfen, das Bewusstsein zu schärfen, um europäische Weinregionen auf den Klimawandel vorzubereiten“, erklärt Tscholl. In manchen Fällen müsse das g.U.-Regelwerk gelockert werden, in anderen in neue Technologien und Finanzierungsmöglichkeiten investiert werden. „Winzer“, erklärt Tscholl abschließend, „können nicht beliebig herumexperimentieren, ob eine Sorte funktioniert oder nicht. Das ist immer mit großen Kosten, Risiken und Zeitaufwand verbunden“.

Link zur Studie in Nature Communications: https://doi.org/10.1038/s41467-024-50549-w

Das g.U. Gebiet Gebiet St. Magdalena (Bozen/Südtirol), wo vor allem die Sorten Vernatsch und Lagrein angebaut werden.Credit: Courtesy of Eduard Egarter Vigl | All rights reserved

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