Eurac Research fiel mir zuerst im Jahr 2001 auf. Kurz zuvor hatte ich begonnen, an der größten Universität Irlands, dem University College in Dublin, eine neue Vorlesungsreihe zum Thema Südtirolgeschichte als Spiegelbild europäischer Entwicklungen im 20. Jahrhundert zu etablieren, als ich im Rahmen einer meiner Sommerurlaube in Südtirol eben jene Institution besuchte, die mir mit ihren relevanten und hochklassigen Publikationen zum Thema Minderheitenschutz und Südtirolautonomie aufgefallen war. Mich beeindruckte die erstklassige Bibliothek und das Forschungsambiente ebenso wie die Offenheit der Forscher und Forscherinnen, sodass ich auch in den folgenden Jahren den Kontakt mit ihnen beibehielt und meine regelmäßigen Aufenthalte hier im Lande zu Studien und zur Teilnahme an den ‘Summer Schools’ nutzte.
Als „Spätberufener“ bin ich dann im Jahre 2016 selbst an das Forschungszentrum gekommen, nachdem ich beinahe 20 Jahre lang als Historiker für westeuropäische Geschichte und als Institutsleiter der School of Languages, Cultures and Linguistics in Dublin tätig war. Ich wurde recht häufig gefragt, warum ich denn nach so vielen Jahren diesen anscheinend so ungewöhnlichen Weg von der Universität hin zu Eurac Research einschlug, wo doch der traditionelle ‘rite of passageʼ eher umgekehrt verläuft. Daher hier meine persönliche Bestandsaufnahme, die eine Reihe intersubjektiver Reflexionen aus vielen Berufsjahren enthält:
Die klassische akademische Trinitas – Lehre, Forschung, akademische Selbstverwaltung – entspricht auch an irischen Universitäten dem Selbstverständnis der Universitätssysteme wie in vielen anderen Staaten, allerdings mit regionalen Besonderheiten, die teils den spezifischen Eigenheiten Irlands geschuldet sind, und teils das globale Selbstverständnis akademischer Systeme im angelsächsischen Kosmos widerspiegeln:
Irland ist ein kleines Land, die Republik Irland ein kleiner Staat mit einer kleinen Bevölkerung von knapp fünf Millionen Einwohnern und vergleichsweise vielen Universitäten – insgesamt 34 ‘third level institutions’. Wie alle angelsächsischen Länder ist auch Irland in seinen Wirtschafts-, Gesundheits- und Universitätsstrukturen neoliberal organisiert. Von den Universitäten wird in Folge dessen erwartet, dass sie einen bedeutenden Teil ihrer Kosten für Infrastruktur, Gehälter der Angestellten und akademische Ausstattungen der Institute selbst aufbringen. Irische Universitäten sind daher zwangsläufig zu Wirtschaftsunternehmen mutiert: “Sparte Bildung, tertiärer Bereich“.
Ihnen bleibt auch nichts anderes übrig, zeigt sich doch der irische Staat bei der Universitätsfinanzierung von seiner knausrigen Seite. Im Zuge des Wirtschaftsbooms der 1990er Jahre, vielen noch als „Celtic Tiger“ bekannt, schaffte Irland die Studiengebühren für den Universitätssektor großzügig ab. Die Universitäten wurden seither vom Staat direkt unterstützt, allerdings versiegten diese Quellen nach dem unrühmlichen Tod des keltischen Tigers allzu schnell wieder. Die finanzielle Unterstützung des Staates wurde seit der Mitte der 90er Jahre von ca. 80% auf letztlich 34% im Jahre 2016 zurückgefahren. Stattdessen sprangen private Mäzene wie der irisch-amerikanische Milliardär Chuck Feeney mit seiner Organisation Atlantic Philanthropies in die Bresche, doch musste auch diese Quelle irgendwann versiegen.1 Die Studiengebühren sind in Irland nun offiziell abgeschafft, doch waren die Löcher, die diese bisher nicht revidierte Gesetzesinitiative in die Haushalte der Universitäten riss, so groß, dass diese umgehend mit einer Erhöhung der Studentenregistrierungsgebühren reagieren mussten. Diese liegt im vierstelligen Bereich, gegenwärtig bei € 3.500 per annum. Somit wurde die Abschaffung der Studiengebühren de facto umgangen. Studierende zahlen stattdessen horrend hohe Registrierungsgebühren, ohne dass dies die substantielle Unterfinanzierung der Universitäten Irlands mildern konnten.
Gleichzeitig gibt die Regierung das bildungspolitische Ziel vor, 75% aller Schulabgängerinnen und -abgänger durch das Universitätssystem zu schleusen und zumindest mit einem BA Abschluss zu versehen. Die Europäische Union hat als langfristiges Ziel für ihre Mitglieder vorgegeben, dass etwa 40% der Altersgruppe zwischen 30 und 34 einen Universitätsabschluss erlangen sollte. Im Jahre 2013 betrug der entsprechende Prozentsatz in Irland bereits 51%. 1991 gab es in Irland 76.809 Vollzeitstudierende, im Jahre 2009 waren es schon fast doppelt so viele und weitere 10 Jahre später war die Zahl auf 182.642 angestiegen. Dazu kamen dann noch Teilzeitstudenten, sodass nun von einer Zahl von über einer halben Million Menschen ausgegangen wird, die in Irland einen höheren Bildungsabschluss anstreben.2
Dies erscheint als bedeutender Erfolg eines kleinen Landes. Allerdings sollte man bedenken, dass eine solch gravierende Anzahl von Studenten, die erfolgreich durch das Universitätssystem gelangen, nicht notwendigerweise einen enorm hohen akademischen Standard des Systems bedeuten muss. Es ist nicht zwingend logisch, dass Irland eine weit größere Population von begabten Studienabsolventinnen und -absolventen hat als andere Länder. Basierend auf der Erfahrung, dass Universitäten im Land gegeneinander um Studierende buhlen und von hohen Studierendenzahlen leben müssen, muss die Frage erlaubt sein, wie sich diese Zahlen auf Kursinhalte, Prüfungsanforderungen und Bewertungsprofile der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen auswirken. Die Verwässerung dieser Leistungscharakteristik der Institution und der Studierenden ist ein Aspekt, der viele an der Universität Lehrende seit Jahren besorgt. Als Institutsleiter war mir diese Problematik tagein, tagaus bewusst.
Die irischen Universitäten überleben hauptsächlich durch ihre eigenen marktwirtschaftlichen Aktivitäten und sind daher zwangsläufig zu privatisierten Wirtschaftskörperschaften mutiert. Universitäten in Irland sind demnach kundenorientierte und marktwirtschaftlich geführte Unternehmen. Ihre Präsidentschaft, aber auch die Institutsleitung der Fachbereiche, müssen daher in allererster Linie fiskalisch und gewinnorientiert denken. Die Parameter der Martkorientierung stellen die Universitäten und ihre Funktionsträger vor besondere Herausforderungen, auf die ich in aller Kürze und aus meiner Perspektive eingehen möchte. Gewiss sind auch hier nicht alle meine Beobachtungen objektiv, doch sind sie zumindest intersubjektiv.
Universitäten zerfallen im irischen System in Kostenstellen, die Fachbereiche (‘schools’). Per Universitätsstatut ist jede School dazu verpflichtet, kostendeckend zu arbeiten und kann nur dann expandieren, wenn sie Gewinne abwirft. Die Berechnungsgrundlage für die Gewinn- und Verlustrechnung jeder School ist von Universität zu Universität leicht unterschiedlich. Alle implementieren aber ein ‘Ressource Allocation Model’. Dieses führt auf der Habenseite mittels eines Punktesystems die Studierendenzahlen an. Postgraduierte und Doktoranten erhalten höhere Punktzahlen als ‘undergraduates’. Zudem beinhaltet die Habenseite Einkommen aus der Forschungsförderung und Rekrutierung ausländischer – und vor allem nicht-europäischer – Studierender. Auch hier sind insbesondere die postgraduierten Studierenden aus Übersee, aus China oder den USA, lukrativer als EU-Kandidatinnen und Kandidaten. Auf der Soll-Seite einer School stehen dagegen die kostenintensiven Gehälter der Beschäftigten, die von der Universität eigenhändig festgelegten Fixkosten für Raummieten der Vorlesungs- und Seminarräume sowie die Kosten für Strom und Wasser, für die Lehrmittel, für eventuelle Veranstaltungen und andere Aktivitäten, von denen eine lebendige Forschungs- und Lehreinheit mit ihren Studierenden lebt.
In diesem System Gewinne zu erzielen ist nur möglich, wenn die School die Anzahl der Studierenden drastisch erhöht, etwa im ‘undergraduate’ Bereich, wo man möglichst viele Lehrangebote schaffen muss, um junge Menschen mit knackig klingenden Kursen an das Institut zu locken und dann alles daransetzt, sie auch zu behalten und möglichst in den eigenen ‘postgraduate’ Bereich hinüberzulotsen. So ist eine historische Vorlesung oder ein Seminar zum Thema Drittes Reich ein Garant für volle Vorlesungssäle und Seminarräume, während eine Veranstaltung zum Mittelalter oder zur Frühen Neuzeit allenfalls noch als Wahlpflichtfach durchzusetzen ist. In diesem System der Marktorientiertheit der Studienangebote und des freien Spiels der (studentischen Auswahl-)Kräfte ist dies der Todesstoss für einige essentielle Bereiche unserer Kulturgeschichte.
Der Wettbewerb um Studierende innerhalb der Schools wird gespiegelt vom Wettbewerb der Institutionen um inter/nationale Studenten, die lukrativen ‘mature students’, und in berufsbegleitenden Studiengängen, die im Rahmen des ‘lifelong learning program’ ebenfalls Studiengebühren einbringen. Am interessantesten für die Universitäten war allerdings bis vor kurzer Zeit die Akquise internationaler Studierender für den postgraduierten Sektor, insbesondere aus den BRICS-Ländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Die Covid-Krise, die Verarmung einiger BRICS-Staaten und die aggressive Multiplizierung chinesischer Konfuzius Zentren an englischsprachigen Universitäten – eine Art intellektuelle „belt and road“-Politik – dürfte aber auch diese Einnahmequelle bald versiegen lassen.
Eine Maximierung der Lehre und damit die Aufbesserung der institutionellen Finanzen ergäbe sich auch durch die Verlängerung der Lehrtätigkeit im jährlichen Zirkel. Irische Universitäten organisieren sich in drei Zyklen, dem Term eins (Januar-März), Term zwei (Mai-Juni) und dem Term drei (September-Dezember). Term zwei war traditionell der jährliche Prüfungszeitraum, doch wird die Sommerperiode zunehmend mehr für „summer schools“ und extracurrikulare Unternehmungen der Schools genutzt, um das eigene öffentliche Profil zu schärfen und ihre Finanzen zu verbessern. Eine Ausweitung der Lehre in die Sommermonate hinein – auch für ein zahlungskräftiges Publikum von Außen – ist für Institutsleiterinnen und Institutsleiter eine durchaus ernstzunehmende Alternative, wenn sich Lehrende finden lassen, die bereit sind, ihre kostbare Forschungszeit im Sommer für noch mehr Lehre zu opfern.
Ein weiteres Problem liegt in den Forschungsaktivitäten der Akademikerinnen und Akademiker: Durch die Ausweitung der Lehre und einer Inflation an Tätigkeiten im Bereich der akademischen Selbstverwaltung, die mittlerweile auch große Teile der Studierendenverwaltung miteinschließt (für die ursprünglich die Universitätsverwaltung zuständig war und noch immer wäre), verbleibt den irischen Akademikerinnen und Akademikern nur die Sommerperiode zwischen Juli und August, in der sie eigenen Forschungen nachgehen können. Die Forschung bleibt nominell wichtig, denn ohne Forschung keine Publikationen und ohne Publikationen keine Beförderungen – ‘publish or perish’ ist auch hier das Damoklesschwert.
Viele Fachbereiche haben mittlerweile ‘research rotas’ entwickelt, um ihren Mitgliedern wenigstens alle sechs oder acht Semester einmal durch ein Forschungsfreisemester die Möglichkeit zu geben, ein etwas umfangreicheres Forschungsvorhaben anzugehen und dies dann mit einer Publikation in Form einer Monographie zu küren. Ein Buch ist im geisteswissenschaftlichen Umfeld noch immer der Maßstab für erfolgreiches akademisches Arbeiten. Die Universitäten verlangen durchaus zu Recht von ihren Angestellten, dass sie forschungsnah unterrichten und sich daher mit neuen Projekten auch intellektuell fortwährend weiter fordern. Ihre Lehre wird in der Zeit ihrer Abwesenheit von den Kolleginnen und Kollegen übernommen, was in Schools mit großer Personalstärke noch immer möglich ist, bei kleineren nicht mehr immer. Mangelnde Forschungstätigkeit aufgrund fehlender Forschungsmöglichkeiten resultiert dann oft in schwindender Attraktivität der School und in sinkenden Studentenzahlen – eine für die Existenz kleinerer Fachbereiche tödliche Spirale. Von der universitären Seite gibt es kein Recht auf Forschungsfreisemester – die bestehenden Regelungen der Schools werden lediglich geduldet.
Natürlich haben auch irische Akademikerinnen und Akademiker die Möglichkeit, sich bei Stipendiengebern und bei der einzigen irischen Forschungsförderungsinstitution, dem Irish Research Council for the Humanities and the Social Sciences, um Forschungsgelder zu bemühen. Die Erfolgsquote für die umfangreichen Bewerbungen, die im Durchschnitt vier Wochen zur Komplettierung benötigen, liegt erfahrungsgemäß bei lediglich 10%. Ohne diesen regionalen Förderungserfolg stehen die Chancen für eine internationale Förderung durch das Horizon-Programm oder durch ein European-Research-Council- Stipendium eher schlecht. Dies insbesondere, als geisteswissenschaftliche Forschungsvorhaben anderen Anforderungen genügen müssen als naturwissenschaftliche. Das Design der Ausschreibungen berücksichtigt dies allerdings nur selten. Der klassische Wunsch von Geisteswissenschaftlern, sich für eine Zeit lang in Archive und inmitten von Literatur zurückzuziehen, um dann eine Monographie zu verfassen, findet heute kaum noch Widerhall im Dschungel der internationalen Forschungsförderung. Die Verwissenschaftlichung der Geisteswissenschaften – ‘the scientification of scholarly research’ – entspricht dem Zeitgeist unserer Tage und lässt für irische Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler nicht viele Schlupflöcher.
Die Karriereplanung vieler meiner Universitätskolleginnen und -kollegen fokussierte sich daher entweder auf intensive Lehre, was eine gewisse professionelle Befriedigung mit sich bringt, oder auf den Aufstieg innerhalb des administrativen Systems in der Universität. Andere wählten die innere Emigration oder sie wurden zu ‘jack of all trades, master of none’, (wie die Iren sagen, damit meinen sie Allrounder), die eigentlich in ihrer Vielseitigkeit genau dem Ideal des Universitätslehrers entsprechen, aber aufgrund der rigiden Beförderungsstandards der Universitäten letztlich in keinem Bereich den hohen Exzellenzstandards genügen und dann im akademischen Mittelbau verbleiben. Universitäre Beförderungen werden für sie oft unwahrscheinlich, denn dort wird Exzellenz in mindestens zwei der zur Trinitas gehörenden Bereiche verlangt.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass die systemimmanenten Probleme, die ich hier erwähne, zum größten Teil auf Irlands Philosophie der staatlich oktroyierten Marktorientiertheit des tertiären Bildungssektors zurückzuführen sind – „der Fisch stinkt vom Kopfe her.“ Gleichzeitig sollte die Darstellung der Realität der Forschungslandschaft der irischen Universität die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach meiner persönlichen Umorientierung – hin zum privaten Forschungszentrum Eurac Research – nach 20 Jahren Universität verständlich machen. Für mich als leidenschaftlich Forschenden offeriert Eurac Research genau jenes Umfeld, das es für erfolgreiches und profiliertes Forschen braucht: intellektuellen Sauerstoff, Stimulus und die menschliche und professionelle Unterstützung einer Institution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, professionelle Neugierde mit wissenschaftlicher Machbarkeit zu kombinieren und sich damit eine internationale Reputation geschaffen hat, die ihresgleichen sucht.
Die Reaktion auf meine Entdeckung des Südtiroler Forschungszentrums im Jahr 2001 wird vor diesem Hintergrund wohl verständlich. Die offene Architektur des Hauses, die einen im Foyer begrüßt, spiegelt sich in der kollektiven Identität der Institution und ihren Beschäftigten wider. Das Interesse an neuen geistes-/wissenschaftlichen Fragestellungen und die multilingualen Diskurse mit Fachleuten, die bereit sind, ihre eigenen Forschungsbereiche diskursorientiert darzustellen, macht das Arbeiten an Eurac Research vielseitig und attraktiv. Für mich als in Deutschland sozialisiertem Historiker symbolisiert das Gebäude selbst schon einen erfrischenden Umgang mit der braun-schwarzen faschistischen Vergangenheit. Die Transformation des ex-GIL-Gebäudes in eine kosmopolitisch orientierte Forschungsinstitution mit starken lokalen Wurzeln war eine intellektuelle und architektonische Meisterleistung des Landes Südtirol. Im Jahre 1934 sollte das Haus der körperlichen und geistigen Ertüchtigung der weiblichen Jugend dienen, seit 2002 ist es tatsächlich ein ‘Flagshipʼ weltoffener Forschung an der Schnittstelle zwischen Südtirol und der Welt.
Dass sich Eurac Research trotz der 30 Jahre ihres Bestehens eine spürbare Jugendlichkeit bewahrt hat, liegt an der Offenheit der Diskurse und Diskussionen sowie auch an der Bereitschaft der Euracianer:innen, sich gegenseitig ernst zu nehmen und im Miteinander Synergien statt Rivalitäten zu schaffen. Dazu tragen die flachen Hierarchien innerhalb der Organisation und die unkomplizierte Erreichbarkeit der Geschäftsleitung zu einem maßgeblichen Teil bei. Die Vielfalt der wissenschaftlichen Bereiche, die gleichberechtigte Kooperation zwischen männlichen und weiblichen Forschern und die Verschränkung des gemeinsamen Arbeitens – weit über Institutsgrenzen hinweg – ermuntern alle, über den Tellerrand der eigenen Spezialisierung hinauszuschauen. Eine solche Grundhaltung eröffnet neue Horizonte und kontextualisiert das eigene Arbeiten.
Das belebende, helle und offene Arbeitsumfeld im Gebäude an der Drususbrücke ermöglichen mir eben auch auf diesem unterschwellig-psychologisch Level ein engagiertes und freies Arbeiten, sodass ich immer wieder aufs Neue gern morgens durch das Foyer des Eurac-Gebäudes gehe, um in der Bibliothek oder im Institut zu arbeiten und stimulierende Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen zu führen.
Zum 30. wäre Eurac Research zu wünschen, dass sich das Forschungszentrum diese Charakteristika bewahrt und kultiviert.
Happy Birthday, Eurac Resarch!
Abstract
This contribution addresses the author’s experiences in the Irish University System and his reversed “rite of passage” from the University to a Eurac Research – a private research institution. After an overview of the Irish tertiary sector on a statal, organizational and financial level, the author illuminates how the situation unfolds for researchers and why as a result he decided to move on to Eurac Research. Even though student fees were canceled in Ireland in 1993, students are still obliged to pay costly enrollment fees due to the neoliberal organizational structures of the institutions. Therefore, in order to generate profit, universities are constrained to constantly up their student enrollment numbers, which in turn poses a conundrum for the teaching personnel. Academics need to take on additional teaching in order to keep the students engaged, consequently they can hardly devote any time to their own research, which creates a negative effect on their career progress, trapping them in professional mid-levels. Eurac Research as a private institution, however, is described as a space for scientific cooperation in symbiosis with architectural openness and historical revaluation.
1 Der irisch-amerikanische Geschäftsmann und Philanthrop Charles Francis Feeney erzielte mit seinen Duty-Free-Geschäften große Gewinne, die er über die Atlantic Philanthropies Stiftung in gemeinnützige Unternehmungen investierte. Er hat über viele Jahrzehnte mehr als acht Milliarden Dollar in philanthropische Projekte investiert, darunter fallen bedeutende Spenden für das irische Universitätssystem, die, wie Fintan O’Toole ausführt, im Prinzip das gesamte irische Forschungsförderungssystem ausmachten. Chuck Feeney ist mittlerweile 90 Jahre alt, sein Vermögen ist erschöpft.
2 “The EU’s long-term target for 2020 was that 40 per cent of its population between the ages of 30 and 34 would have degrees. By 2013, Ireland’s figure was already 51 per cent. In 1991, we had 76,809 full-time students. By 2009, that number had almost doubled to 145,789. By 2019, it had reached 183,642. If you include part-timers, we now have over half a million people engaged in some form of higher education at any given time.” Fintan O’Toole: ‘Ireland’s brilliant education system is a complete fluke’. Irish Times, Samstag, 24. April 2021 <https://www.irishtimes.com/opinion/fintan-o-toole-ireland-s-brilliant-education-system-is-a-complete-fluke-1.4543535>.