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Credit: Georg Von Mörl | All rights reserved

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Käferart wiederentdeckt - sie galt als längst ausgestorben

Ein Forschungsteam von Eurac Research und der Provinz hat den Alpenbock (Rosalia alpina) in Südtirol gesichtet. Er galt seit fast hundert Jahren als ausgestorben.

An seiner blauen Grundfarbe mit den schwarzen Flecken und den langen Fühlern ist er leicht zu erkennen: Der Alpenbock zählt zu den größten und schönsten Käfern in den Alpen. In Südtirol galt er seit dem Jahr 1932 als ausgestorben, wurde nun aber wiederentdeckt. Seine Anwesenheit sagt viel über den Gesundheitszustand der Wälder aus: Seine Larven ernähren sich von verrottenden Bäumen, daher kommen sie in alten Wäldern vor, welche ebenso alte Bäume beherbergen, als auch jüngeren Pflanzen Platz bieten. Aufgrund seiner wichtigen ökologischen Rolle ist der Alpenbock in Europa streng geschützt.

Die Habitat-Richtlinie und das Netzwerk Natura 2000 verpflichten alle Mitgliedstaaten, bestimmte Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse streng zu schützen. Das Forschungsteam benötigte bereits für den bloßen Umgang mit den gefundenen Exemplaren, um sie zu fotografieren und zu klassifizieren, eine Sondergenehmigung.

Die erste Sichtung des Alpenbocks wurde bereits im Jahr 2021 von Dominik Figl, damals Biologiestudent aus Kaltern an der Weinstraße, gemacht. Diese Meldung hat es dem Team von Eurac Research ermöglicht bei einer gezielten Suche mit dem Experten Georg von Mörl das Vorkommen des Alpenbocks im Mendelgebiet zu bestätigen. Die Wiederentdeckung des Käfers bestätigt den hohen Schutzwert der Mendelwälder, insbesondere der alten Buchenwälder. Im Rahmen des Projekts „SpeciesMonitoring“, das vom Amt für Natur der Autonomen Provinz Bozen finanziert und koordiniert wird, sind Expertinnen und Experten der Provinz und des Forschungszentrums Eurac Research regelmäßig unterwegs, um geschützte Arten zu beobachten. Die Ergebnisse fließen unter anderem auch in die Daten des Biodiversitätsmonitorings Südtirol ein, das seit fünf Jahren von Eurac Research in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol und verschiedenen Landesämtern durchgeführt wird. Zur Überraschung der Forschungsgruppe war der Alpenbock nicht allein, sondern es wurde eine kleine Population gefunden. Für den nächsten Sommer sind bereits weitere Erhebungen geplant. 

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Der Alpenbock ist ein Käfer aus der Familie der Bockkäfer.Credit: Georg Von Mörl | All rights reserved
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Der Eremit ist ein Käfer aus der Unterfamilie der Rosenkäfer. Er wird auch Juchtenkäfer genannt.Credit: Georg Von Mörl | All rights reserved
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Ein Selfie bei der Entdeckung des Alpenbocks, von links: Audrey Marsy, Georg von Mörl und Eva Ladurner.Credit: Eurac Research | Audrey Marsy

Im gleichen Zeitraum waren die Fachleute auf der Suche nach einem weiteren geschützten Totholzkäfer, des Eremiten oder Juchtenkäfers (Osmoderma eremita). Sie entdeckten ihn in der Nähe von Brixen in einem Kastanienhain. Diese Entdeckung unterstreicht die Bedeutung von extensiven landwirtschaftlichen Flächen (wie etwa Streuobstwiesen oder eben Kastanienhaine) für die Erhaltung der Biodiversität. 

„Die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen zur Überwachung unseres Naturerbes ist von entscheidender Bedeutung, um die Natur vor dem Klimawandel und künftigen Herausforderungen zu schützen“, sagt Andreas Hilpold von Eurac Research, Koordinator des Biodiversitätsmonitorings Südtirol. „Die Rückkehr von Arten, die als ausgestorben galten, ist ein positiver Indikator, und wir hoffen, dass wir weiterhin solche Entdeckungen machen können.“

Diese Wiederentdeckung zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Beobachtungen von Bürgerinnen und Bürgern für die Wissenschaft sind. „Wir möchten alle Naturinteressierten ermutigen, ihre Sichtungen von seltenen oder geschützten Arten weiterhin dem Naturmuseum Südtirol zu melden und auf Plattformen, wie etwa iNaturalist, zu dokumentieren. Ihre Unterstützung ist von unschätzbarem Wert für den Schutz und Erhalt unserer heimischen Biodiversität“, unterstreicht das Team vom Naturmuseum.

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