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Mumien des Ägyptischen Museums in Turin in der Obhut von Südtiroler Experten

Forscher von Eurac Research überprüften den Konservierungszustand aller Mumien des Museums. Jetzt folgen vertiefende Studien an den antiken menschlichen Überresten.

Credit: Museo Egizio/Eurac Research | Marco Samadelli

Pilze, Bakterien und Luftfeuchtigkeit treiben den Zerfall von Mumien voran, wenn sie nicht kontrolliert werden und gefährden damit ein Kulturerbe von unschätzbarem Wert. Aus diesem Grund hat das Ägyptische Museum von Turin die Experten von Eurac Research damit beauftragt, alle Mumien auf ihren Konservierungszustand hin zu überprüfen und die bestmögliche Aufbewahrung sicherzustellen.

Nach zwei Jahren intensiver Arbeit im Museum in Turin sowie in den Bozner Laboren des Instituts für Mumienforschung konnten die Experten die Auftraggeber nun beruhigen: Aufbewahrt bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 25 und 65 Prozent, sind die 116 antiken menschlichen Überreste im Museum derzeit in Sicherheit. Die Mumienforscher entdeckten zwar einige Sporen und Bakterien auf den menschlichen Überresten, doch konnten sie nachweisen, dass aufgrund der geeigneten Aufbewahrung keine Gefahr durch eine starke Vermehrung droht.

Einige von ihnen sind vollständig verhüllt, einige sind ausgewickelt, von manchen fehlen Körperteile. Die Mumien befinden sich in Schauvitrinen oder in den verschiedenen Lagerräumen des Museums. Auf jede einzelne Mumie legten die Experten von Eurac Research eine Petrischale, befüllt mit einer Schicht Kulturmedium, um die Bakterienkolonien zu bestimmen und damit das Ausmaß des Befalls einzuschätzen. Es gibt nämlich einen direkten Zusammenhang zwischen der Feuchtigkeit und dem mikrobiellen Wachstum: Enzyme, Pilze und Bakterien können nur oberhalb eines gewissen Grads an Feuchtigkeit wuchern und damit die antiken Überreste in Gefahr bringen. Andererseits ist auch zu wenig Feuchtigkeit gefährlich, weil die Überreste aufgrund der Trockenheit zerbröckeln könnten. „Um festzustellen, wie gut die Mumien aufbewahrt sind, haben wir die relative Feuchtigkeit an ihrer Oberfläche gemessen. Dieser Wert ist wichtig, weil er uns nicht nur die Feuchtigkeit im Moment der Analyse anzeigt, sondern auch, wie der Verlauf der Feuchtigkeit vor der Messung war“, erklärt Marco Samadelli, Konservierungsexperte des Instituts für Mumienforschung von Eurac Research. „Dank dieser Analyse konnten wir dem Ägyptischen Museum die Sicherheit geben, dass die Mumien in einem guten Zustand sind“, unterstreicht Samadelli.
Nach Abschluss der zweijährigen Forschungsarbeit öffnet sich ein neues Kapitel für die Wissenschaftler: In anthropologischen Analysen ermitteln die Südtiroler Forscher nun Geschlecht, Alter, Todesursache und Erkrankungen zu Lebzeiten. Die Analysen basieren auf Computertomografien, die 2017 in einem eigens dafür aufgestellten 14 Meter langen Lastwagen vor dem Museum durchgeführt wurden. In den Bozner Laboren analysieren die Wissenschaftler jetzt auch die antike DNA der Mumien. Daraus können sie beispielsweise eventuelle Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Mumien feststellen oder bestimmte Mikroorganismen erforschen, die auch für die heutige Medizin von Interesse sind.

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Credit: Museo Egizio/Eurac Research | Marco Samadelli

Die Forschungsarbeit wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen, wie Albert Zink, der Leiter des Instituts für Mumienforschung von Eurac Research deutlich macht: „Es ist eine Katalogisierungsarbeit, die in dieser Form einzigartig ist und von der wir uns wünschen, dass dies auch andere Museen umsetzen. Denn die Erforschung von antiken Überresten ist eine wertvolle Informationsquelle und gleichzeitig ist sie die Voraussetzung dafür, dass wir dieses Kulturerbe von großem Wert für die gesamte Menschheit auch für die zukünftigen Generationen schützen und bewahren können.“
Neben dem Bozner Forschungszentrum Eurac Research ist das Turiner Landesdenkmalamt für Archäologie, Kunst und Landschaft am Projekt beteiligt, sowie Mediziner der amerikanischen Horus-Gruppe, die die Verbreitung von Arteriosklerose in der Antike erforscht.

Die ersten Analyseergebnisse sind in der Zeitschrift des Ägyptischen Museums veröffentlicht

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