Streuobstwiesen, also Wiesen mit einzeln stehenden, hochstämmigen Obstbäumen, sind Elemente unserer Kulturlandschaft, die in ganz Mitteleuropa immer mehr verschwinden. Auch in Südtirol wurde dieses traditionelle Landschaftselement stark zurückgedrängt. Dabei sind sie von großer Bedeutung für die Biodiversität und Sortenvielfalt, zudem eine Erwerbsgrundlage und ein Ort der Erholung. Eurac Research macht die Streuobstwiesen in diesem Jahr zu einem Forschungsschwerpunkt und startet gemeinsam mit dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, dem Roten Hahn (Südtiroler Bauernbund), Bioland Südtirol, dem Verein Sortengarten Südtirol, dem Amt für Natur der Provinz und dem Heimatpflegeverband am 30. April, dem europaweiten „Tag der Streuobstwiese“, die Südtiroler Initiative „Baumgart“ – wie die Streuobstwiese hierzulande auch genannt wird. Die Initiatoren wollen auf den besonderen Wert dieser Lebensräume aufmerksam machen. Die für die Bestäubung wichtigen Wildbienen finden hier beispielsweise einen Lebensraum, wo sie nisten können. Streuobstwiesen haben zudem ein großes wirtschaftliches Potential – für den Tourismus, da sie unsere Landschaft attraktiver machen und für die Produktion traditioneller Produkte wie Marmeladen und Obstsäfte, die direktvermarktet werden können.
Im alpenübergreifenden Projekt LUIGI (Linking Urban and Inner-Alpine Green Infrastructure – Multifunctional Ecosystem Services for more liveable territories) untersucht ein Forscherteam von Eurac Research die wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Bedeutung solcher Lebensräume. „Unsere Aufgabe ist es, den Wert und den Nutzen dieser grünen Infrastrukturen messbar zu machen, die wie ein Rückgrat unserer Landschaft sind. Dafür bewerten wir die Dienstleistungen, die solche Lebensräume uns bieten und kartieren sie“, erklärt der Ökologe Lukas Egarter von Eurac Research, der das Projekt LUIGI in Südtirol leitet. Gleichzeitig erfasst ein Forschungsteam von Eurac Research die Artenvielfalt in den Südtiroler Streuobstwiesen. Ihre Erhebungen fließen in das Biodiversitätsmonitoring Südtirol ein, das systematisch und langfristig sensible Artengruppen in ganz Südtirol erfasst. Teil der Initiative „Baumgart“ ist ein Fotowettbewerb, der am 30. April startet und bis 20. September läuft. Alle Interessierten können in diesem Zeitraum bis zu fünf Fotos von Südtiroler Streuobstwiesen einschicken. Die schönsten Fotos werden prämiert, es winken Gewinne wie ein Geschenkekorb mit Südtiroler Produkten, ein Obstbaum oder Gemüse-Samenmischungen. „Mit dem Fotowettbewerb wollen wir einerseits auf den Wert der Streuobstwiesen aufmerksam machen, zum anderen zählen wir auch auf die Mithilfe der Bevölkerung: Denn wir wissen zum Beispiel nicht genau, wo überall in Südtirol Streuobstwiesen sind – und hier können uns die eingeschickten Fotos wertvolle Hinweise liefern“, unterstreicht Egarter. Neben dem Fotowettbewerb sind im Rahmen der Initiative noch weitere Aktivitäten geplant, wie Dominik Greiss vom Verein Sortengarten ausführt: „Es werden Weiterbildungsveranstaltungen zur richtigen Pflege von Streuobstwiesen stattfinden, sowie Workshops zur Produktverarbeitung und zu weiteren ökonomischen Perspektiven.“