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Wie sich Migration auf ländliche Räume und Bergregionen auswirkt

Unter der Leitung von Eurac Research startet ein europäisches Projekt, das die sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Migration untersucht. Südtirol gehört zu den 13 Fallregionen.

In Debatten zum Thema Migration geht es oft hauptsächlich darum, wie man Migration einschränken oder verhindern kann und seltener darum, wie ihr Potential für die Entwicklung von Gebieten, etwa in ländlichen Räumen oder Bergregionen, genutzt werden kann. Ein neuer wissenschaftlicher Ansatz soll nun die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Migration messbar machen. Entwickelt wird sie in den kommenden Jahren von 25 europäischen Forschungs- und Sozialeinrichtungen unter der Leitung von Eurac Research im Projekt namens MATILDE.

„In vielen ländlichen Gebieten Europas erleben Menschen, dass Dienstleistungen vom Land in die Städte verlagert werden. Ein Rückgang der Geburtenzahlen, eine alternde Bevölkerung und häufig auch ein Gefühl der Vernachlässigung durch die Institutionen sind hier besonders verbreitet. Diese Entwicklungen erhöhen die Gefahr, dass die Unzufriedenheit gegenüber den Entscheidungsträgern steigt und man Vielfalt argwöhnisch betrachtet“, erklärt Andrea Membretti, Soziologe von Eurac Research und wissenschaftlicher Leiter des Projekts. Nichtsdestotrotz gab es in den letzten Jahren in diesen Gegenden positive Erfahrungen mit der sozialen und wirtschaftlichen Inklusion von Migranten, die aus Arbeitsgründen, als anerkannte Flüchtlinge oder Asylbewerber in ländlichen Räumen oder Bergregionen eine Heimat gefunden haben. In einigen Gebieten hat die Ankunft von Migranten beispielsweise dazu beigetragen, dass Schulen oder Postämter nicht geschlossen und öffentliche Verkehrsmittel beibehalten wurden.

Ziel des Projektes MATILDE ist es, Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, mit denen die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Drittstaatenangehörigen in ländlichen Räumen und Berggebieten wissenschaftlich bewertet und verschiedene Erfahrungen auf der Grundlage gemeinsamer Indikatoren verglichen werden können. Zu diesem Zweck werden die Migrationsströme und die Verteilung der Drittstaatsangehörigen in Europa erfasst und kartiert sowie verschiedene Governance-Modelle untersucht. Ausgehend von der europäischen Ebene werden die Forscher auf die lokale Ebene übergehen und in 13 Fallregionen Integrationsprojekte durchführen und analysieren.

In Südtirol wird Eurac Research mit der Caritas der Diözese Bozen-Brixen im Bereich der beruflichen und sozialen Inklusion von Drittstaatenangehörigen zusammenarbeiten und dabei besonderes Augenmerk auf die Altersgruppe 18-35 und auf Frauen legen. Ab 2021 werden die Experten gemeinsam mit verschiedenen Wirtschaftsakteuren und Ausbildungseinrichtungen Maßnahmen für den Eintritt in die Arbeitswelt oder den Beginn von Fachausbildungen planen und erproben. Diese Aktivitäten sollen die Fähigkeiten der Neuankömmlinge zur Geltung bringen und gleichzeitig die Entwicklungsprozesse des Gebiets fördern. Nach der Analyse der Ergebnisse werden die Forscher von Eurac Research außerdem politische Empfehlungen für die lokalen und nationalen Entscheidungsträger ausarbeiten. In Südtirol werden die Forscher von Eurac Research eng mit der Caritas Diözese Bozen-Brixen zusammenarbeiten.

In vielen ländlichen Gebieten Europas erleben Menschen, dass Dienstleistungen vom Land in die Städte verlagert werden. Ein Rückgang der Geburtenzahlen, eine alternde Bevölkerung und häufig auch ein Gefühl der Vernachlässigung durch die Institutionen sind hier besonders verbreitet. Diese Entwicklungen erhöhen die Gefahr, dass die Unzufriedenheit gegenüber den Entscheidungsträgern steigt und man Vielfalt argwöhnisch betrachtet.

Andrea Membretti, wissenschaftlicher Leiter des Projekts

„Im Umgang mit Migranten spielen die lokalen Behörden als Vermittler zwischen Staat und Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle. Vergleicht man verschiedene europäische Realitäten, wird klar, dass jene Institutionen, die sich am stärksten für die Integration engagiert haben – etwa im Bereich der Sozialhilfe oder der Berufsausbildung – auch den größten Vorteil für die Entwicklung und den Zusammenhalt in ihren Gebieten erzielen. Diese bewährten Beispiele zu untersuchen, ist der erste Schritt, um sie bekannt zu machen und auf andere Gegenden zu übertragen“, sagt Cécile Kyenge, die ehemalige italienische Ministerin für Integration ist Mitglied der Ethikkommission des dreijährigen Projekts.

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