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Mummies. Die enthüllte Vergangenheit

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02 September 22

Mummies. Die enthüllte Vergangenheit

Ab heute sind sie im NOI Techpark dank eines gemeinsamen Projekts vom Museo Civico Archeologico in Bologna und Eurac Research ausgestellt. Im Vorfeld sind sie eingehend untersucht worden, und sorgfältige Konservierungsarbeiten sind an ihnen durchgeführt worden.


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Die ältere der beiden ist die Mumie einer Frau, die zur Römerzeit in Ägypten lebte. Das außergewöhnliche mehrfarbige Leichentuch, mit dem der Körper für die Bestattung vorbereitet worden war, umhüllt ihn noch immer und macht die Mumie einzigartig. Die jüngere Mumie hingegen ist die eines Kindes, das im 13. Jahrhundert n. Chr. lebte, sie ist ein seltenes Zeugnis für die Bestattungsrituale im mittelalterlichen Ägypten.

Die beiden Mumien wurden der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit dank eines gemeinsamen Projekts zwischen dem Museo Civico Archeologico in Bologna und Eurac Research wieder zugänglich gemacht. Es startete 2019 und war ausschlaggebend dafür, die Mumien aus den Lagerräumen des Museums wieder ans Tageslicht zu bringen. Sie wurden eingehend von einem interdisziplinären Team untersucht, an beiden wurden sorgfältige Konservierungsarbeiten durchgeführt. Mehrere Institutionen mit spezialisierten Fachkompetenzen waren daran beteiligt, ihre verlorene Identität wiederherzustellen und sie als Zeugen einer jahrtausendealten Geschichte der Öffentlichkeit zu zeigen.

Vom 2. September bis zum 8. Oktober sind die beiden Mumien im Rahmen der Ausstellung „Mumien. Die enthüllte Vergangenheit“ im NOI Techpark zu sehen, die im Rahmen des 10. Weltkongresses für Mumienforschung stattfindet.

Die Einzigartigkeit und Seltenheit der beiden Mumien, sowie die Dringlichkeit konservatorischer Maßnahmen – sie befanden sich in einem sehr schlechten Zustand – weckten sofort das Interesse des Forschungsteams des Instituts für Mumienforschung, das gemeinsam mit der Ägyptologin des Museums beschloss, anthropologische und paläopathologische Untersuchungen vorzunehmen, sowie die Stoffe zu analysieren und Konservierungsarbeiten an ihnen durchzuführen. Ägyptische Mumien, die noch ein bemaltes Leichentuch über dem bandagierten Körper tragen, gibt es weltweit gerade einmal eine Hand voll. In der Vergangenheit wurden bemalte Leichentücher – an und für sich schon selten – oft von den Mumien getrennt und aufgehängt, um ihre Verzierungen vollständig zu zeigen. Nicht weniger selten als die Mumie mit dem bemalten Leichentuch ist die Kindermumie. Die Epoche, aus der sie stammt, ist viel später als jene, in der die Mumifizierung in Ägypten üblich war. Was das Interesse der Wissenschaft und wahrscheinlich auch des Sammlers weckte, der diese Mumie dem Museum schenkte, war die aufwändige Kleidung, mit der der Leichnam für die Bestattung vorbereitet worden war: zwei Gewänder aus grobfädigem Leinen, von denen eines in Indigo gefärbt und das andere an den Ärmeln mit schwarzem Garn bestickt ist, sowie ein Obergewand aus feinfädigem Leinen mit einem Karomuster in Naturfarbe und Schwarz.

Die interdisziplinären Studien und die Konservierungsarbeiten Die beiden Mumien wurden mithilfe von CT-Scans (Computertomographie) untersucht, die in Zusammenarbeit mit der Azienda Ospedaliero-Universitaria in Bologna durchgeführt wurden. Die CT-Scans ermöglichten es, die Mumien virtuell zu enthüllen; sie lieferten wertvolle Informationen über ihren Gesundheitszustand, die Todesursachen und die Einbalsamierungstechniken. Von Bologna aus wurden die beiden Mumien in die Labore transportiert, wo sie restauriert wurden: Die Mumie mit dem bemalten Leichentuch wurde in Turin im Konservierungs- und Restaurierungszentrum „La Venaria Reale“ behandelt, während die Kindermumie in Bozen von der Südtiroler Textilrestauratorin Irene Tomedi bearbeitet wurde. Die Mumien reisten dabei in einem speziellen Behälter, der Conservation Soft Box, die in den Laboren von Eurac Research entwickelt wurde. Es handelt sich um eine Struktur aus PVC-Rohren, umwickelt von einer mehrschichtigen Folie, die im Inneren eine isolierte Umgebung schafft und vor Feuchtigkeitsschäden und mikrobiologischer Verunreinigung schützt. Für die Mumie mit dem bemalten Leichentuch wurde außerdem eine Vitrine aus Glas und Stahl gebaut, die auf der von Eurac Research patentierten „passiven“ Methode basiert: Das Innere ist sauerstofffrei, die Lagerungsparameter sind auf die chemisch-physikalischen Bedingungen der Mumie zugeschnitten. Um die für die Konservierung notwendigen Bedingungen beizubehalten, benötigt die Vitrine keine Stromzufuhr.

Die Ausstellung Die beiden Mumien sind vom 2. September bis zum 8. Oktober im NOI zu sehen. Die Mumie mit dem bemalten Leichentuch ist im Eingangsbereich ausgestellt, die Kindermumie mit den drei Gewändern ist in den Laboren des Instituts für Mumienforschung von Eurac Research zu sehen. Führungen finden vom 15. September bis 6. Oktober jeden Donnerstag um 18 Uhr statt. Am Freitag, 9. September, findet um 18.00 Uhr eine Sonderführung mit den Kuratorinnen der Ausstellung statt. Der Eintritt zur Ausstellung und die Veranstaltungen des Programms sind kostenlos. Alle Informationen dazu gibt es auf der Website der Ausstellung https://www.eurac.edu/de/exhibition/mummies-enthuellte-vergangenheit. Der NOI Techpark organisiert anlässlich der Ausstellung eine Sonderausgabe der MiniNOI-Workshops für Kinder und Jugendliche der Südtiroler Schulen (ab der dritten Klasse Grundschule und Mittelschulklassen). Alle Informationen sind auf der Website der Ausstellung und auf der Website des NOI Techparks zu finden.

Die Ausstellung ist am Freitag, 2. September von Eurac Research, dem Museo Civico Archeologico Bologna, und Vertretern des NOI Techpark eröffnet worden.

„Wenn sich heute Institutionen aus der ganzen Welt an Eurac Research wenden und in den NOI Techpark kommen, um ihre Funde einordnen und untersuchen zu lassen, dann deshalb, weil sie hier Expertenteams mit multidisziplinärem Fachwissen und fortschrittlichen Labors an einem Ort finden. Genau in diese Richtung investiert das Land weiterhin, um die Innovation in diesem Bereich zu fördern”, unterstreicht Ulrich Stofner, CEO des NOI Techpark und Ressortdirektor des Ressorts Europa, Innovation, Forschung und Kommunikation der Südtiroler Landesregierung.

„Dieses Projekt zeigt die wichtige Rolle der wissenschaftlichen Forschung, wenn es um die Aufwertung des kulturellen Erbes in Italien und darüber hinaus geht. Wir wollen unsere wissenschaftliche Zusammenarbeit ausbauen und unser Fachwissen erweitern, damit immer mehr Mumien untersucht und der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können”, erklärt Albert Zink, Leiter des Instituts für Mumienforschung von Eurac Research.

„Wir sind sehr stolz auf diese Ausstellung, denn sie ermöglicht es uns, die Arbeit unserer Forscherinnen und Forscher der Öffentlichkeit bekannt zu machen: Die Ausstellung zeichnet die Etappen des wissenschaftlichen Projekts nach, mit dem die Vergangenheit dieser beiden Mumien rekonstruiert werden konnte. Außerdem ist sie eine einzigartige Gelegenheit, zwei ägyptische Mumien zu sehen, ohne sich von Bozen wegbewegen zu müssen – die sich hoffentlich niemand entgehen lassen wird”, sagt Roland Psenner, Präsident von Eurac Research.

„Die Frage, ob ägyptische Mumien in Museen ausgestellt werden dürfen, wird immer wieder kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite steht die Forderung nach dem sorgsamen Erhalt und dem respektvollen Ausstellen menschlicher Überreste, so wie auch vom Ethikkodex für Museen (ICOM) vorgesehen. Dem gegenüber steht die mediale Ausschlachtung oder die Vernachlässigung in den Lagerräumen aufgrund emotionaler oder auch ideologischer Bedenken. Dieses Projekt überwindet solche Widersprüche und stellt die Würde des Menschen bei der Ausstellung der menschlichen Überreste in den Mittelpunkt“, so Paola Giovetti, Leiterin des Museo Civico Archeologico in Bologna.

Der 10. Weltkongress für Mumienforschung Die Erforschung von Mumien bringt Erkenntnisse ans Licht, die es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglichen, die Vergangenheit von Menschen zu rekonstruieren, die in anderen Epochen gelebt haben. Der 10. Weltkongress für Mumienforschung in Bozen gibt einen Überblick über die neuesten Forschungsergebnisse zu menschlichen Überresten aus der ganzen Welt. Die Beiträge befassen sich mit Mumien unterschiedlichster Herkunft und Art: ägyptische Mumien, südamerikanische Mumien, Gletschermumien, italienische Kirchenmumien. Genauso vielfältig wie die Mumien selbst sind auch die Disziplinen, die sich mit ihnen beschäftigen und hier zusammenkommen: von hochtechnologischen Forschungen, die alte Malariaerreger in Gewebeproben der Medici-Familie untersucht haben bis hin zu neuen nicht-invasiven Untersuchungsmethoden, die etwa darauf basieren, wie Mumien riechen und daraus Rückschlüsse zur Art und Weise ihrer Einbalsamierung ziehen. Insgesamt sind es mehr als 150 Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt, die mit rund 120 Beiträgen am fünftägigen Kongress teilnehmen. Organisiert wird der Kongress vom Institut für Mumienforschung von Eurac Research.

Informationen für die Presse Der Kongress ist dem registrierten wissenschaftlichen Fachpublikum vorbehalten. Pressevertreterinnen und -vertreter können teilnehmen, eine Anmeldung vorab ist erforderlich bei Laura Defranceschi, laura.defranceschi@eurac.edu, T 331 1729026.

Im Rahmen des Kongresses finden drei Veranstaltungen statt, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind:

• Benefiz-Konzert mit den „Bavarian Classics“ am Sonntag, 4. September 2022 – 18 Uhr, Eurac Research, Drususallee 1 – Bozen. Das Orchester spielt Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joaquin Rodrigo und Ludwig van Beethoven. Der Eintritt ist frei, freiwillige Spenden gehen an junge Nachwuchsforscherinnen und -forscher, die am Kongress teilnehmen. • Public Lecture mit der Ägyptologin Salima Ikram: „Egypt’s Royal Mummies: From Discovery to Display(s)” am Dienstag, 6. September 2022 – 18 Uhr, im NOI Techpark, A.- Voltastr., 13 – Bozen, Seminarraum 1. Die weltweit anerkannte Archäologin und Ägyptologin Salima Ikram spricht über die ägyptischen Königsmumien und zeichnet ihre Geschichte von ihrer Entdeckung bis in die Gegenwart nach. Die Veranstaltung ist auf Englisch ohne Simultanübersetzung. Der Eintritt ist frei, Anmeldung bis 4. September 2022 unter: mummycongress@eurac.edu.

• Führung durch die Mumienausstellung mit den Kuratorinnen am Freitag, 9. September – 18 Uhr Treffpunkt: Eingang NOI Techpark (am Wasserturm) – Voltastr. 13a, Bozen Eine besondere Führung, um alle Geheimnisse der Mumien zu entdecken, gemeinsam mit den Kuratorinnenn der Ausstellung: Daniela Picchi, Ägyptologin des Museo Civico Archeologico von Bologna Alice Paladin und Marco Samadelli von Eurac Research (in italienischer Sprache ohne Simultanübersetzung) Die Teilnahme ist kostenlos. Alle Informationen zur Anmeldung gibt es auf der Webseite: https://www.eurac.edu/de/exhibition/mummies-enthuellte-vergangenheit

Das Projekt wurde von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und Maurits GmbH finanziert. Das Studienprojekt und die Konservierungsarbeiten an den beiden Mumien sind vom Museo Civico Archeologico in Bologna und Eurac Research durchgeführt worden in Zusammenarbeit mit dem NOI Techpark, der Radiologieabteilung des IRCCS Azienda Ospedaliero-Universitaria in Bologna, dem Centro Conservazione e Restauro „La Venaria Reale“, der Abteilung Chemie und Industrielle Chemie der Universität Pisa und mit Irene Tomedi, Restauratorin für antike Textilien, sowie mit Viviana Conti und Lucrezia Rodella, mit MediterraneoAntico, D&G Staschitz, La Nuova Carpenteria, Rotronic und PST Brand.

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Mumie mit dem bemalten Leichentuch nach den KonservierungsarbeitenCredit: CCR Venaria | All rights reserved

Diagnostische Analyse der MumieCredit: CCR Venaria | All rights reserved

Mumie mit dem bemalten Leichentuch während der KonservierungsarbeitenCredit: CCR Venaria | All rights reserved

Mumie mit dem bemalten Leichentuch in der Conservation Soft BoxCredit: PAOLO BONDIELLI | All rights reserved

Kindermumie mit den drei Gewändern in den Laboren von Eurac ResearchCredit: Eurac Research | Annelie Bortolotti

Trattamento conservativo mummia fanciulloCredit: Eurac Research | Annelie Bortolotti

CT-UntersuchungCredit: Mediterraneo Antico | Marcello Garbagnati | All rights reserved

Credit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Credit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Credit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Credit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Credit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Zink_Picchi_Paladin_Samadelli_Psenner_StofnerCredit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Zink_Picchi_Paladin_Samadelli_Psenner_StofnerCredit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Zink_Picchi_Psenner_StofnerCredit: Eurac Research | Matthias Mühlberger

Footage Mumien

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T +39 0471 055 037 laura.defranceschi@eurac.edu

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