Wie gut übersetzt ChatGPT?
Für einige sind sie nicht mehr aus Alltag und Beruf wegzudenken, während andere den sich zunehmend verbreitenden KI-Anwendungen wie ChatGPT sehr skeptisch gegenüberstehen. Bringen uns diese „großen Sprachmodelle“ (Large Language Models) beispielsweise endlich den Durchbruch beim maschinellen Übersetzen oder sollten wir doch lieber auf andere Hilfsmittel zurückgreifen?
Zuallererst darf nicht vergessen werden, dass ChatGPT dazu entwickelt wurde, Texte zu generieren. Das hat noch lange nichts mit Übersetzen zu tun. Während traditionelle maschinelle Übersetzungssysteme wie Google Translate oder DeepL mit sogenannten Parallelkorpora trainiert werden, also mit Texten und den dazugehörigen Übersetzungen, erfolgt das Training der Large Language Models (LLMs) in der Regel immer nur in jeweils einer Sprache. ChatGPT ist es also nicht „gewohnt“, Englisch mit Deutsch zu vergleichen, sondern schöne Texte zu schreiben – in einer Sprache, also entweder in Englisch oder in Deutsch.
Auch wenn ChatGPT nicht in erster Linie als Übersetzungstool entwickelt wurde, ist die künstliche Intelligenz dahinter natürlich dennoch schlau genug, um diese Aufgabe trotzdem zu übernehmen – neben vielen anderen. Kann der Chatbot aber mit DeepL & Co. mithalten oder diese sogar übertreffen? Vor allem für größere Sprachen wie Englisch oder Deutsch sind die Übersetzungsergebnisse von ChatGPT durchaus mit denen traditioneller maschineller Übersetzungssysteme vergleichbar (besonders Übersetzungen ins Englische scheinen eine Stärke des Chatbots zu sein). Durch die Möglichkeit des Prompting ist ChatGPT außerdem sehr flexibel und kann auf verschiedene Anforderungen reagieren. So können wir dem Chatbot mitteilen, um welche Art von Text es sich handelt, wofür genau die Übersetzung gebraucht wird, ob sprachliche Besonderheiten zu beachten sind usw. Das kann beispielsweise dann ein Vorteil sein, wenn ein Text speziell für Kinder oder etwa in Leichte Sprache übersetzt werden soll. Außerdem scheint es endlich das Problem zu lösen, vor das uns Sprachen mit mehreren Sprachvarietäten stellen. Das betrifft neben dem Englischen, was in den meisten Sprach- und Übersetzungstools bereits einerseits als British English und andererseits als American English erfasst ist, zahlreiche andere Sprachen; auch das Deutsche, das unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Amtssprache verwendet wird und jeweils bestimmte sprachliche Besonderheiten aufweist. Im Gegensatz zu DeepL können wir ChatGPT also nicht nur mitteilen, dass wir gerne eine Übersetzung ins Deutsche hätten, sondern auch, in welchem Sprachgebiet sich unsere Zielgruppe genau befindet.
Der entscheidende Punkt ist also, die Prompts klar und eindeutig zu formulieren. Wichtig für das Übersetzten sind dabei folgende Aspekte:
- Rollenzuweisung (z. B. „Verhalte dich wie ein maschinelles Übersetzungssystem.“)
- Textsorte (z. B. „Übersetze dieses Märchen.“)
- Sprachrichtung (z. B. „Übersetze ins Deutsche.“)
Je genauer die Prompts formuliert sind, desto besser wird auch das Ergebnis. Eine mögliche Anweisung könnte in diesem Fall also lauten: „Verhalte dich wie ein maschinelles Übersetzungssystem für nicht professionelles Übersetzen. Übersetze dieses Märchen für Kinder zwischen 3 und 10 Jahre vom Englischen in die deutsche Standardvarietät für Österreich.“ Zudem können weitere Informationen bzw. Hilfestellungen wie Glossare oder Beispieltexte mitgeliefert werden.
Grundsätzlich scheint ChatGPT also sehr flexibel zu sein und punktet beim Formulieren flüssiger und idiomatischer Texte. Allerdings hält es nicht immer das, was es verspricht (oder was wir vielleicht erwarten). Diese Systeme unterliegen eben einer anderen Art von Training, das nicht auf das Übersetzen ausgelegt ist. Gerade deshalb wird in der Regel in Hinblick auf den Ausgangstext relativ frei übersetzt, wodurch sich immer wieder Fehler einschleichen, sowohl aus terminologischer Sicht als auch auf grammatischer und sogar inhaltlicher Ebene.
Übersetzungen von ChatGPT können also als Basis dienen, es bedarf aber aufmerksamer Kontrolle und Nachbearbeitung sowie guter Überlegungen, wie genau der Prompt formuliert werden soll. Die Übersetzungsergebnisse sind nicht schlecht, aber wahrscheinlich sind die guten alten Übersetzungssysteme in den meisten Fällen doch (noch) die bessere Wahl, wenn es ums Übersetzen geht. Allerdings können wir vermutlich auch hier Verbesserungen erwarten, wie bereits der Qualitätssprung von der Version 3.5 zu GPT-4o deutlich gezeigt hat.
No generative AI tool has been used during the preparation of this blog post. 😉
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