Die unerzählten Geschichten von Frau und Bier
Obwohl Bier heute oft mit Männlichkeit und der männlichen Dominanz der Brauindustrie in Verbindung gebracht wird, haben Frauen in der langen Geschichte des Bieres einen bedeutenden Beitrag geleistet. Denn im Laufe der Geschichte waren es Frauen, die trotz vorherrschender Vorurteile wesentlich zum Erfolg von Vertrieb, Herstellung und Konsum von Bier beitrugen. In diesem Blogartikel tauchen wir in die faszinierende Geschichte von Frauen und Bier ein und halten entscheidende Einschnitte von den alten Zivilisationen bis zur aktuellen Craft-Bier-Bewegung fest.
Wusstet ihr, dass Frauen zu den ersten gehörten, die Bier herstellten? Dies begann schon vor tausenden von Jahren und ist vermutlich aus reinem Zufall in der Küche passiert. Beispiele für antike handwerkliche Belege sind Gefäße, die in der archäologischen Stätte Göbekli Tepe in der heutigen Türkei entdeckt wurden und auf die Herstellung und den Konsum von Brot und Bier hinweisen. Historischen Aufzeichnungen aus der sumerischen Mythologie zufolge wurde Bier von Ninkasi, der Göttin des Bieres, erschaffen. Für das Gelingen der Bierherstellung oder eine geglückte Geburt huldigten die alten Ägypter der Göttin Tjenenet. Im finnischen Nationalepos Kalevala kommt eine erfinderische Jungfrau namens Osmotar auf die geniale Idee, aus Gerste, Wasser und Hopfen ein köstliches Getränk herzustellen. Dies untermauert, dass der Anfang des Bierbrauens eigentlich den Frauen zuzuschreiben ist.
Aber warum brauten Frauen damals Bier? Man geht davon aus, dass Wasser von damals nicht die gleiche Qualität und Hygiene wie heute hatte. Oft war es verunreinigt und damit bedenklich zu trinken. Frauen kochten das Wasser daher ab und würzten es mit Malz. Ähnlich dem Backen gehörte das Brauen zum täglichen Arbeitsablauf der damaligen Frauen.
Eine besonders interessante Geschichte, auf die wir gestoßen sind, ist die folgende: Es scheint, als ob das Kaffeekränzchen dank des Bieres entstanden ist! Bis ins 17. Jahrhundert luden brauende Frauen zum geselligen Bierkränzchen ein, um ihre Bier Kreationen zu verkosten. Daraus entwickelten sich mit steigender Beliebtheit des Kaffees die Kaffeekränzchen. Das auch deshalb, weil immer weniger Frauen ihr eigenes Bier zuhause brauten.
Bis ins 17. Jahrhundert luden brauende Frauen zum geselligen Bierkränzchen ein, um ihre Bier Kreationen zu verkosten.
Es gab sogar bedeutende Frauen in der Geschichte, die bekannt waren durch ihren selbstgemachten Trank. Zum Beispiel Hildegard von Bingen, die das Bier als Heiltrank aufwertete. Die Benediktinerin, die von 1098 bis 1179 lebte, wusste damals schon von den starken therapeutischen Eigenschaften des Hopfens. Eine andere bekannte Bierbrauerin war die Frau des Reformators Martin Luther, Katharina von Bora (1499-1552). Das ging aus einem Brief von ihrem Gatten deutlich hervor. Er bat sie, ihm so oft wie möglich einen Krug ihres Bieres zu schicken und drohte sogar, “solange von zu Hause wegzubleiben, bis sie das nächste Gebräu fertiggestellt habe”. Geschichte in der Zunft deutscher Bierbrauer schrieb Susanna Waitzinger, geborene Höfter. Sie betrieb als erste Frau eine gewerbliche Brauerei. 1830 heiratete sie Maximilian Joseph Waitzinger, der in Miesbach von seinem Vater Augustin das Brauhaus erbte. Bis zu ihrem Tod 1880 leitete sie die Brauerei so erfolgreich, dass die Miesbacher Brauerei um die Jahrhundertwende zur größten Landbrauerei Bayerns aufstieg.
Brauerinnen hatten es aber nicht leicht. Misslang nämlicher einer Frau, aus welchem Grund auch immer, das “Gebräu” konnte es schon sein als "Brauhexen" der Verschwörung mit dem Teufel angeklagt und einem angeblichen "Gottesurteil" unterzogen zu werden. Die letzte bekannte Bierhexe wurde im Jahr 1591 offiziell auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Ursprung des Bierbrauens war somit maßgeblich von Frauenhand geprägt. Nur die Zeugnisse von Brauerinnen auf Bildern sind weitestgehend in Vergessenheit geraten. Lange bevor sich also in der Öffentlichkeit die Vorstellung verfestigte, dass die Wiege des Bierbrauens auf mittelalterliche Klöster mit ihren Mönchen zurückgeht, ist die Kunst des Brauens weiblich dominiert. Was sich in der Tat in den Klosterbrauereien änderte, waren Stil und Geschmack der Biere, weil offensichtlich Männer anstelle von Frauen brauten.
Verantwortlich dafür sind die Gemeinschaften an Mikroorganismen (Mikrobiom) auf unserer Haut, die sich individuell, aber insbesondere zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Hefen auf der Epidermis der Haut von Frauen beeinflussten den spontanen Verlauf des Gärprozesses vor- und frühmittelalterlicher Biere und damit auch die Geschmacksnuancen dieser frauengebrauten Biere. In der heutigen Beer-Craft-Bewegung setzen sich auch wieder deutlich mehr Frauen in Szene. Nicht nur der Kreis bierbegeisterter Konsumentinnen, Journalistinnen, Bloggerinnen oder Barkeeperinnen hat zugenommen. Auch der Anteil von Frauen im Biermarketing als Biersommeliers und als Bierbrauerinnen ist gestiegen. In Südtirol sind Frauen der Bierbranche zum Beispiel die BiersommelierInnen Kasia Bruczynska und Medea Tappeiner aber auch Petra Töchterle von FINIX, Benita Moser von Mendelbier oder aber auch Maria Elisabeth Laimer von der Hausbrauerei Pfefferlechner. Schauen Sie doch auf unserer Blogseite vorbei, um das vollständige Interview mit Maria Elisabeth Laimer zu lesen und mehr über das spannende Thema 'Frau und Bier in Südtirol' zu erfahren.
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