- 816 m

durchschnittlicher Rückgang der untersuchten Gletscher seit 1990

Gletscherlängenänderung

FolgenFolgen

Der Klimawandel führt zu steigenden Temperaturen, die die jährlichen Gewinne und Verluste eines Gletschers beeinflussen. Den Rückgang der Gletscher durch den Klimawandel ist am einfachsten an der Gletscherlängenänderung erkennbar, wofür es für diesen Indikator eine sehr lange Messreihe von über 100 Jahren gibt. Die Reaktionszeit von Gletschern variiert zwischen 10 und 100 Jahren, abhängig von ihrer Lage und Größe.

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Klimawandel Monitoringby

Beschreibung der Ergebnisse

Südtirols Gletscher schrumpfen. Die Abbildung zeigt die Veränderungen der Gletscherlänge in den letzten 100 Jahren, in denen sich fast alle Gletscher stetig zurück gezogen haben. Durchschnittlich haben alle untersuchten Gletscher seit 1990 um ca. 816 m Länge verloren.
Die starken Veränderungen des Langtaufererferners im Jahr 1956/1957 von 220 m und vom Jahr 1962 / 1963 von 725 m beruhen jeweils auf einer Abtrennung eines Gletscherteils in dem jeweiligen Jahr (1)(2). Sobald sich der unterer Gletscherteil vom Hauptgletscher abtrennt wird er nur mehr als Toteis klassifiziert. Die Längenmessungen berücksichtigen diesen Teil nicht mehr und es kommt zu größeren Sprüngen in der Gletscherlängenmessung. Die Gletscher (Weißbrunnferner, Langenferner, Übeltalferner, Hangender Ferner, Westlicher Rieserferner) verkürzen sich nicht nur, sondern zeigen seit Jahren eine massive Abnahme der gesamten Gletschermasse (3). Zwischen 1997 und 2005 verringerte sich auch die Gletscherfläche in Südtirol als Folge der Erwärmung bereits um fast 15 %, in den Jahren 2005 bis 2016/17 um weitere rund 19 % (4).

In Südtirol bedeckten im Jahr 2016/2017 ca. 83.9 km² Gletscher die Berge. Ihre Fläche entspricht ca. einem Viertel der Gletscherfläche Italiens (5). Der größte Gletscher Südtirols ist der Übeltalferner in den Stubaier Alpen mit ca. 7 km². Weitere wichtige Vergletscherungen finden sich in der Ortler Cevedale Gruppe sowie in den Ötztaler Alpen. 86 % der Südtiroler Gletscher sind kleiner als 1 km² Fläche. In Zukunft werden Südtirols Gletscher weiterhin schrumpfen und aufgrund ihrer geringen Größe werden viele von ihnen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts gänzlich geschmolzen sein (6).

 

Methode

Das Amt für Hydrologie und Stauanlagen der Autonomen Provinz Bozen ist für das Gletschermonitoring zuständig. Die Messungen der Gletscherlängen werden im Auftrag des Landesamts nach der Methode des World Glacier Monitoring Service vom Italienischen Gletscherkomitee (Comitato Glaciologico Italiano) und vom Gletscherservice (Servizio glaciologico AltoAdige) des italienischen Alpenvereins (CAI) durchgeführt. Die Längenänderung eines Gletschers kann relativ einfach gemessen werden, ist allerdings eine indirekte und verzögerte Reaktion des Gletschers auf eine Veränderung des Klimas. Die Differenz zur Messung im Vorjahr ergibt die Gletscherlängenänderung. Ergänzt werden die Messungen durch Beobachtungen aus Satellitenbildern sowie Rekonstruktionen. Gemessen wird einmal im Jahr die Distanz der Gletscherzunge zu einem definierten Punkt im Gelände. Zusätzlich werden an den ausgewählten Gletschern Weißbrunnferner, Langenferner, Übeltalferner, Hangender Ferner und Westlicher Rieserferner Massenbilanzmessungen in Zusammenarbeit mit dem CGI durchgeführt. Darüber hinau wird die Eismächtigkeit an etwa 30 Gletschern gemessen.

Die kumulierten Gletscherlängenänderungen dokumentieren die Veränderungen über mehrere Jahre und Jahrzehnte. Um die Klimaveränderung anhand von Gletscherveränderungen noch genauer beobachten zu können, berechnet man die Massenbilanz, welches ein direktes Signal auf eine Veränderung der atmosphärischen Bedingungen darstellt. Sie gibt die Menge an Schnee und Eis an, gemessen in der Wassermenge in mm, um die ein Gletscher in einem Jahr wächst oder schrumpft. Diese Methode ist allerdings aufwändiger und es liegen weltweit nur sehr wenige Langzeitreihen vor.

 

Betroffene Sektoren

  • Schnee und Gletscher

  • Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft

  • Flora und Fauna

  • Boden

  • Ökosystemleistungen

  • Tourismus

Verwandte Indikatoren

+ 2.1 °C

seit 1980 für ganz Südtirol im Durchschnitt

Jahresmitteltemperatur

+ 28 % im Winter
+ 5 % im Sommer

durchschnittlich mehr Niederschlag im Jahr seit 1981

Niederschläge

6 % weniger

Schneebedeckung unterhalb von 1000 Höhenmetern in Südtirol seit 2002

Schneebedeckung

- 35 Frosttage

unterhalb von 500 m seit 1980

Frosttage

Weiterführende Forschung bei Eurac Research

Magazine und Dossier

Aktuelle Projekte

Wissenschaftliche Publikationen von Eurac Research

  • Barandun M, Callegari M, Strasser U, Notarnicola C (2021): Towards daily snowline observations on glaciers using multi-source and multi-resolution satellite data.- Presentation/Speech at the Conference: SPIE.remote sensing | Madrid | 13.9.2021 - 17.9.2021

  • Barandun M, Becker C, Warscher M, Callegari M, Notarnicola C, Mayer C, Strasser U (2021): Using close-to-daily snowline observations to derive glacier melt water contribution to total river runoff.- Presentation/Speech at the Conference: Workshop Alpine Hydrology 2021 | Obergurgel | 24.11.2021 - 26.11.2021

Quellenverzeichnis

1) Consiglio nazionale delle ricerche: Bollentino del comitato glaciologico Italiano N. 0 - II Serie Parte Prima Ghiacciai 1957/1958. BCGI_8_II_1_Campagne_glaciologiche_1956_1957_160_345.pdf (glaciologia.it)

 2) Consiglio nazionale delle ricerche: Bollentino del comitato glaciologico Italiano N. 13 - II Serie Parte Prima Ghiacciai 1963. BCGI_13_II_1_Campagne_glaciologiche_1963_15_143.pdf (glaciologia.it)

3) Hydrographisches Amt Bozen (2016 und 2022): Glacierreport.

4) Universität Innsbruck / Eurac Research / Agentur für Bevölkerungsschutz, Autonome
Provinz Bozen, 2021: Ein interregionales Gletschermonitoringkonzept für die Region Südtirol-Tirol GLISTT

5) ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), Abteilung Brand­ und Zivilschutz ­ Autonome Provinz Bozen, Agenzia Regionale per la Prevenzione e Protezione Ambientale del Veneto (ARPAV) (Hrsg.) (2015): Das Klima von Tirol – Südtirol – Belluno. http://www.alpenklima.eu

6) Marzeion, B. (2015): Vergletscherungsprojektionen für Südtirol.- Bericht an das Hydrographische Amt der Autonomen Provinz Bozen– Südtirol.

 

Kontakt

Ansprechperson Eurac Research: Center for Climate Change and Transformation

Daten bereit gestellt von: Amt für Hydrologie und Stauanlagen der Autonomen Provinz Bozen, Roberto Dinale