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Center for Advanced Studies - News & Events - Ein „Ratscher” am Bozner Busbahnhof

08 August 24

Ein „Ratscher” am Bozner Busbahnhof

Im Rahmen des Projektes "exCHANGE" haben die Forscherin Verena Wisthaler von Eurac Research und die Künstlerin Maria Walcher Fahrgäste und Interessierte zu einem Austausch über ausländische Arbeitskräfte in Südtirol eingeladen.

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Credit: Eurac Research | Katharina Gruber

Sie sind nach Südtirol gekommen, um hier zu arbeiten, weil sie dringend gebraucht werden: Ausländische Busfahrerinnen und Busfahrer – im heimischen Unternehmen SASA machen sie mehr als ein Drittel aus – tragen die Verantwortung für ihre Fahrgäste an Bord. Sie stehen im Mittelpunkt einer „performativen Forschung“, die die Künstlerin Maria Walcher und die Forscherin Verena Wisthaler im Rahmen von exCHANGE durchführen, einem Projekt des Center for Advanced Studies von Eurac Research und dem Südtiroler Künstlerbund. Was gute Busfahrer und Busfahrerinnen ausmacht, was generell über ausländische Arbeitskräfte in Südtirol gedacht wird – darüber haben die Künstlerin und die Forscherin mit gesprächsbereiten Interessierten am Bozner Busbahnhof geplaudert. Auf der blauen Sitzgruppe konnten alle, die Zeit und Lust auf einen „Ratscher“ mit den beiden hatten, Platz nehmen.

Am Mittwoch, 07. August war es auf dem Gelände des Bozner Busbahnhofs leicht zu finden: ein Ensemble aus leuchtend blauen Sitzelementen – ein Werk von Maria Walcher, inspiriert vom Arbeitsalltag eines sizilianischen Schuhputzers – kennzeichnet den Ort, wo die Gespräche stattfanden. Es war den Gesprächswilligen selbst überlassen, ob sie auf einer höheren oder tieferen Position Platz nehmen und ob sie selbst ihre Meinung teilen oder einfach zuhören möchten, was die Forscherin und die Künstlerin denken. Die Kunstinstallation repräsentiert das Thema des Projekts: Ungleichheit. „Wir beschäftigen uns ganz speziell mit Ungleichheiten im Südtiroler Arbeitsmarkt aus der Perspektive von Busfahrerinnen und Busfahrern, da sie mehrere Herausforderungen vereinen, mit denen wir derzeit nicht nur in Südtirol, sondern in ganz Westeuropa konfrontiert sind: der Bedarf an ausländischen Arbeitskräften, gepaart mit hervorstechenden negativen Einstellungen gegenüber Menschen aus dem Ausland und ihrer Diskriminierung bei der allgemeinen Teilnahme an der Gesellschaft“, erklärt Verena Wisthaler, Leiterin des Center for Migration and Diversity von Eurac Research. Das Unterwegsseins, Mobilität und kultureller Austausch sind wiederkehrende Themen in den künstlerischen Arbeiten und Projekten von Maria Walcher. „Ich habe mich in den vergangenen Jahren auf die Bedeutung von Arbeit und den Stellenwert von Menschen konzentriert, die bestimmte Berufe ausüben. In der Zusammenarbeit mit Busfahrerinnen und Busfahrern ergibt das eine spannende Auseinandersetzung auf ganz unterschiedlichen Ebenen“, betont Walcher. Die Gespräche am Busbahnhof werden in einer Installation verarbeitet, die im Herbst in den Räumlichkeiten des Künstlerbunds ausgestellt sein wird.

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Credit: Eurac Research | Katharina Gruber

Credit: Eurac Research | Katharina Gruber

Credit: Eurac Research | Katharina Gruber

Credit: Eurac Research | Katharina Gruber

Unterstützt vom Verkehrsunternehmen SASA, haben Wisthaler und Walcher für das Projekt bereits Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der SASA und mit Busfahrerinnen und Busfahrern selbst geführt. Die gesammelten Erfahrungen und Meinungen fließen in eine Installation und eine Publikation zum Thema ein.

Die performative Forschung ist Teil von einem der insgesamt sechs Tandems im Rahmen des Projekts exCHANGE von Eurac Research und dem Südtiroler Künstlerbund, in denen Forschung und Kunst gemeinsam das Thema der Ungleichheit bearbeiten. Es werden Ungleichheiten rund um Mutterschaft, den Klimawandel oder den Zugang zu Wasser erforscht, archäologische Funde neu interpretiert oder Spielplätze als Grenzräume beobachtet. Ziel von exCHANGE ist es, Alternativen für klassische Forschungspraktiken und neue Möglichkeiten künstlerischer Auseinandersetzung aufzuzeigen und zu einem breiteren gesellschaftlichen Diskurs und Handeln für eine gerechtere Welt beizutragen.

Die Ergebnisse der Zusammenarbeiten werden in einer Ausstellung im Sitz des Südtiroler Künstlerbundes in Bozen präsentiert. Die Vernissage findet am 10. Oktober 2024 statt.

Alle Projekte im Rahmen von exCHANGE:

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