Center for Advanced Studies - News & Events - Futurologischer Kongress: Die Menschheit im Zeitalter der künstlichen Intelligenz
Futurologischer Kongress: Die Menschheit im Zeitalter der künstlichen Intelligenz
In der Alpenstadt Bozen fand der erste Futurologische Kongress Italiens statt - eine Infotainment-Veranstaltung, die vom Center for Advanced Studies in Zusammenarbeit mit dem Transart Festival organisiert wurde.
- Deutsch
- English
- Italiano
Herausragende Keynote-Speaker, außergewöhnliche künstlerische Performances und Diskussionen, Installationen und Ausstellungen: Vom 21. bis 26. September fand im NOI Techpark in Bozen, in der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, und via Live-Webstreaming der erste Futurologische Kongress in Italien statt, ein interdisziplinäres Infotainment-Festival, das die Zukunft der Menschheit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz ins Zentrum rückte.
"Technologische Entwicklungen, wie sie derzeit stattfinden, werden unsere Gesellschaft, Politik und Wirtschaftssysteme radikal verändern. Aber Technik um ihrer selbst willen wird uns nicht weiterbringen. Letztlich muss es darum gehen, das Leben der Menschen zu verbessern", erklärt Harald Pechlaner. Er ist Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research und Initiator des ehrgeizigen Projekts, das verschiedene Perspektiven aufzeigen, vor allem aber auf die möglichen Auswirkungen des technologischen Fortschritts hinweisen soll.
Künstliche Intelligenz, Robotik und Algorithmen begleiten unseren Alltag wie keine andere Entwicklung des 21. Jahrhunderts. Technologien führen Kriege, wickeln Geldströme ab, stellen Diagnosen, entscheiden über die Vergabe von Krediten und prägen sogar unsere Mobilität. KI-Software verwischt die Grenze zwischen Mensch und Maschine. Aber kann künstliche Intelligenz Kunst schaffen? Ist sie nur ein Werkzeug, wie der Pinsel eines Malers oder kann KI eine eigene Ästhetik entwickeln? Welche weiteren Unterschiede gibt es zwischen Mensch und Maschine? Und wie prägend ist die unvermeidliche Vergänglichkeit des Menschen im Vergleich zur quasi unsterblichen Existenz der KI? Um all diese Fragen zu klären, bot der Futurologische Kongress eine bunte Reihe von teils physischen, teils live gestreamten wissenschaftlichen Keynotes, Diskussionen und Kunstperformances vor der Kulisse des NOI Techparks. Dazu hat sich das Center for Advanced Studies mit dem Transart Festival zusammengeschlossen und den Kongress in das 20-jährige Jubiläum des Festivals für zeitgenössische Kultur integriert.
"Futurologischer Kongress" ist ursprünglich der Titel eines schwarzhumorigen Science-Fiction-Romans des polnischen Autors Stanisław Lem aus dem Jahr 1971. Das Stadttheater Ingolstadt hat sich bereits 2018 dazu inspirieren lassen, einen tatsächlichen Futurologischen Kongress auf die Beine zu stellen. Im Gespräch mit dem Intendanten Knut Weber wurde schließlich die Idee geboren, dieses Format in etwas veränderter Form auch nach Bozen zu holen. Nach den Begrüßungsworten von Roland Psenner, Präsident von Eurac Research, brachte Weber einen besonderen Gruß aus Ingolstadt nach Bozen: eine Videoperformance der Künstler Mira Fajfer und Stefano Di Buduo.
Die Eröffnung der Konferenz oblag dem Philosophen Riccardo Manzotti mit seiner Keynote "Being conscious without being alive: AI, mind, and life" - und zwar direkt aus der Arktis. Oder war es doch nur aus dem terraXcube? In Bozen trafen die beiden völlig gegensätzlichen geistigen Strömungen des Transhumanismus und des Humanismus aufeinander. Zoltan Istvan, US-amerikanischer Gründer der Transhumanistischen Partei und ehemaliger Präsidentschaftskandidat, diskutierte das ehrgeizige Ziel der Bewegung, die Unsterblichkeit zu erreichen. Der deutsche Philosoph und ehemalige Kultusminister Julian Nida-Rümelin versuchte, diesen technisch-optimistischen Phantasien die Gefahren der Mensch-Maschine-Verschmelzung entgegenzusetzen und den ethischen Humanismus zu verteidigen.
Die Kognitionswissenschaftlerin und Philosophin Susan Schneider, die bereits für die NASA über die mögliche Existenz von Bewusstsein in außerirdischem Leben geforscht hat, erläuterte, wie sich mit diesen Tests auch die Wahrscheinlichkeit von Bewusstsein bei KI ermitteln lässt, dem Schwerpunktthema ihres Vortrags "KI, außerirdisches Leben und die Zukunft des Geistes". Matthias Röder, Geschäftsführer des Karajan-Instituts, gab Einblick in ein äußerst spannendes Projekt: die Vollendung von Beethovens unvollendeter 10. Sinfonie. Die Ingenieurin bei X, Grace C. Young, entwickelt Technologien zur Erforschung und Erhaltung der Ozeane. Als begeisterte Seglerin, Taucherin und National Geographic Explorerin setzt die junge Ingenieurin Unterwasserroboter ein, um 3D-Karten von marinen Lebensräumen zu erstellen, um den Klimawandel besser messen zu können. In ihrem Vortrag "Living & working in the ocean" vertiefte sie dieses Thema und erzählte ihre eigene Geschichte, die sie vom Tanz zur Robotik geführt hatte.
Der zweite Konferenztag untersuchte die Beziehung zwischen KI und Kreativität: Holger Volland, Vizepräsident der Frankfurter Buchmesse, der Politikwissenschaftler Roland Benedikter, die Multimediakünstler Hexorcismos und Robin Meier und Dmitry Morozov, der Musiker Peter Kirn und die Kunstkuratorin Natalia Fuchs diskutierten darüber, ob Maschinen Kunst schaffen können oder nicht. Das Fazit? Um Kunst zu schaffen, ist der Mensch noch immer Dreh- und Angelpunkt, auch wenn wir bereits jetzt von KI geschaffene Bilder betrachten oder von ihr komponierte Musik hören. Eine ähnliche Einschätzung gab auch Ahmed Elgammal, der über KI als Kollaborateur der Kunst sprach.
Der Neurowissenschaftler und Forscher am Future of Humanity Institute in Oxford Anders Sandberg beleuchtete die vielfältigen globalen Risiken, zeigte aber auch kreative und positive Lösungen auf, um möglichen apokalyptischen Szenarien entgegenzuwirken. Rob van Kranenburg referierte über cyber-physische Systeme und forderte eine Governance, die radikale Transparenz ohne Überwachung, Tracking und proaktives Profiling ermöglicht.
Jason Silva, Futurist und Moderator der National Geographic Dokumentarserie "Brain Games", gab in seinem Vortrag "The future of everything", der den Kongress abschloss, einen optimistischen Ausblick und hinterließ die Botschaft: "Im Staunen und in der Begeisterung für das Leben liegt unser größtes Potenzial."
Die Beschäftigung mit Zukunftsfragen erfordert alle Disziplinen, daher das Veranstalterduo: Das Center for Advanced Studies von Eurac Research, das sich seit seiner Gründung disziplinübergreifend mit Zukunftsfragen beschäftigt, und Transart, das Festival für zeitgenössische Kultur, könnte nicht passender sein.
Videoaufzeichnungen TAG 1
Riccardo Manzotti - Being conscious without being alive: AI, mind and life
Opening of the Congress with Roland Psenner, Knut Weber and ALONE
Zoltan Istvan - Immortality or bust
Susan Schneider - AI, Alien life and the future of the mind
Matthias Röder - Augmented intelligence: How machines and humans co-create
Grace C. Young - Living and working in the ocean
Humanity in the Age of Artificial Intelligence - Discussion with Julian Nida-Rümelin, Zoltan Istvan, Grace C. Young, Stefan Brandt, Knut Weber and Oliver Kutz
Videoaufzeichnungen TAG 2
Holger Volland - Machines and creativity
Rob van Kranenburg - Preserving vital creative energy: How to act in times of dying systems
Kathrin Passig - The joys of not writing. Why do we want to create art with computers?
Ahmed Elgammal - AI as an art collaborator
Anders Sandberg - Global catastrophic risks
Can machines create art? - Introduction by Roland Benedicter and discussion with Holger Volland (Germany), Riccardo Manzotti (Italy), Natalia Fuchs (Russia), Hoxorcismos/Moises Horta Valenzuela (Mexico/Germany), ::vtol::/Dmitry Morozov (Russia), Robin Meier (France). Moderated by Peter Kirn, Create Digital Music (USA/Germany)