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Elektrobusse in Städten: Daten und Trends für Industrie und öffentliche Verwaltung

Eine neue Studie bietet einen aktuellen Überblick über die Elektrifizierung des öffentlichen Personennahverkehrs in Italien

Im Jahr 2023 waren in Italien fast drei von zehn neu erworbenen Stadtbussen elektrisch. Dies ist eine der vielen Zahlen, die ein vollständiges und aktuelles Bild über die Elektrobusse und den Stand der Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs liefern.

Ein Forschungsteam von Eurac Research hat Zahlen, Trends und wertvolle Beobachtungen in der Studie „L’evoluzione dell’elettrificazione del trasporto pubblico locale“ (Die Entwicklung der Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs) zusammengetragen. Die Studie wurde im Auftrag von Motus-E erstellt, dem nationalen Verband, der Industrievertreter und die Forschungswelt vereint, um die Umstellung auf Elektromobilität zu fördern.

Die Studie steht nun der Öffentlichkeit, der Industrie, den Betrieben des öffentlichen Verkehrs und der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung. Wir haben deshalb die Autoren gebeten, uns einige Hinweise zu geben, wie man sich am besten in der großen Menge an Daten zurechtfindet und die wichtigsten Teile zu kommentieren.

 

Die fünf Kapitel der Studie zum öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und Elektrobussen

Die in der Studie gesammelten und analysierten Informationen decken die unterschiedlichsten Aspekte des öffentlichen Personennahverkehrs und der E-Mobilität ab. „Berichte und technische Studien über die Elektrifizierung des öffentlichen Personennahverkehrs konzentrieren sich meistens auf einzelne, oft rein technische Aspekte. In diesem Fall wurden wir jedoch gebeten, einen möglichst breiten Blickwinkel einzunehmen. Der untersuchte Bereich ist breit gefächert, und bei der Energiewende stehen öffentliche Verkehrsunternehmen und Verwaltungen vor sehr unterschiedlichen Problemen und Herausforderungen. Daher haben wir Daten zu den unterschiedlichsten Aspekten gesammelt und analysiert. Sie können denjenigen helfen, die in diesem Bereich arbeiten und Entscheidungen treffen müssen“, erklärt Giuseppe Rotondo, Forscher am Institut für Erneuerbare Energie und einer der Autoren der Studie.

Die Studie ist in fünf Kapitel unterteilt. Im ersten werden interessante Zahlen aus dem Sektor vorgestellt: Wie viele neue emissionsfreie Busse wurden zugelassen und wo? Und wie viele sind bereits in Italien und Europa im Einsatz? Dann geht es um den gesetzlichen Aspekt, der sich auf Anreize und Finanzierungsmethoden für die Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs bezieht. Es folgen Beispiele aus vier italienischen Städten mit der höchsten Anzahl an Elektrobussen, die bis zum Jahr 2023 ausgeschrieben wurden: Mailand, Turin, Rom und Neapel. Danach werden die technischen Aspekte behandelt, und es wird auf die verwendeten Technologien eingegangen: Typen von Elektromotoren, Batterien – auch mit Blick auf Entsorgung und Ladeinfrastrukturen. Das letzte Kapitel ist schließlich den Zukunftsszenarien gewidmet, und zwar sowohl in Bezug auf die CO2-Emissionen als auch auf die Auswirkungen auf den nationalen Strombedarf.

 

Ausgewählte Daten aus der Studie über E-Busse in Italien

Das Kapitel über den Sektor der Elektrobusse vergleicht Italien mit Europa und zeigt aktuelle Trends auf. Die Forscher sammelten Daten über Neuzulassungen von Bussen mit sogenannten „alternativen Antrieben“, die Elektro-, Hybrid-, Flüssig- oder Druckgas- und Wasserstoffbusse umfassen.

„Unter den alternativen Antrieben zählen die Elektrobusse zu den Fahrzeugen mit dem höchsten Verkaufsanteil und stellen den einzigen wachsenden Trend dar. In Italien sind 27,5 Prozent der italienischen Stadtbuszulassungen im Jahr 2023 elektrisch.“ Der europäische Durchschnitt ist höher und liegt bei rund 40 Prozent im Jahr 2023.

Zugelassene Stadtbusse in Europa

Das Forschungsteam betont andererseits, dass der italienische Fuhrpark im Durchschnitt älter ist als der europäische und daher in den kommenden Jahren zunehmend ersetzt werden dürfte.

Durchschnittsalter der Busflotte

Was die geografische Verteilung in Italien betrifft, so ist ein Nord-Süd-Ungleichgewicht festzustellen. Betrachtet man die italienischen Elektro-Bus-Zulassungen für den Zweijahreszeitraum 2022 - 2023, so wurden 79 Prozent der Fahrzeuge in nördlichen Regionen zugelassen, obwohl es im Jahr 2022 einige Vorreiterregionen im Süden gab, wie Sizilien und Kampanien gab.

E-Bus-Zulassungen 2022-2023

Das Kapitel über die gesetzlichen Bestimmungen fasst einerseits die europäischen Ziele zusammen, die die Umstellung des öffentlichen Verkehrs auf emissionsfreie Fahrzeuge vorantreiben – bis 2035 muss jeder neu zugelassene Bus emissionsfrei sein – und behandelt andererseits die Frage der Finanzierung.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten wurden bisher genutzt und können in den nächsten Jahren von den Städten für die Anschaffung von emissionsfreien Bussen genutzt werden? „Was den Kauf von Fahrzeugen betrifft, so sind die Mittel aus dem nationalen Aufbau- und Resilienzplan (ital. Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza, PNRR) erschöpft. Für die Anschaffung von Bussen mit alternativen Antrieben stehen aber noch 1,7 Milliarden Euro aus dem nationalen Strategieplan für nachhaltige Mobilität zur Verfügung. Mittel, die ausreichen werden, um in naher Zukunft schätzungsweise 350 bis 400 E-Busse pro Jahr zu kaufen“, erklärt Giuseppe Rotondo. „Die Zukunft der europäischen Finanzierung ist noch ungewiss: Wir wissen, dass der Klima-Solzialfonds bald aktiviert wird, ein Finanzierungsplan mit einem Volumen von 65 Milliarden Euro, bei dem Italien an dritter Stelle unter den Begünstigte sein wird.“

Das Beispiel der Städte und der technologische Fortschritt im Batteriesektor

Das Kapitel über die Städte gibt uns einen interessanten Einblick in die Ausschreibungen und Investitionen der Unternehmen, die den öffentlichen Verkehr verwalten: ATM in Mailand, GTT in Turin, ATAC in Rom und ANM in Neapel. „Was uns erstaunt hat, ist, dass die Unternehmen, die den öffentlichen Personennahverkehr betreiben, manchmal sogar mehr in die emissionsfreie Mobilität investieren, als von der jeweiligen Stadt vorgegeben wird", kommentiert Giuseppe Rotondo.

Im Kapitel zu den Technologien heben die Forscher unter anderem die Steigerung der Fahrzeugreichweite aufgrund von Verbesserungen in der Batterietechnologie hervor. „Während im Jahr 2020 die maximale Batteriekapazität der auf dem Markt befindlichen Busse bei durchschnittlich 329 kWh lag, stieg sie bis 2024 auf 441 kWh. Das ist eine Steigerung von 34 Prozent. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Technologie stark verbessert. Der Kostentrend ist hingegen rückläufig.

 

Entwicklung der Batteriekosten

Im Zusammenhang mit der Elektromobilität stehen die Batterien meist im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Und auch für die Branche stellen sie eine Herausforderung dar. „Wenn ein neu zugelassener Bus eine Nutzungsdauer von mindestens 20 Jahren hat, muss seine Batterie zwangsläufig früher ausgetauscht werden, was zusätzliche Kosten verursacht. In unserer Studie haben wir jedoch die Existenz eines Marktes für Altbatterien hervorgehoben und von Unternehmen berichtet, die in der Recycling- und Entsorgungsbranche tätig sind".

Eine weitere Frage, die häufig aufgeworfen wird, betrifft die Zukunftsszenarien und den wachsenden Stromverbrauch. Wird das nationale Elektrizitätsnetz in der Lage sein, auch den neuen Energiebedarf zu decken, der durch den vollständig elektrifizierten öffentlichen Personennahverkehr entsteht? Das Forschungsteam hat dazu eine hypothetische Busflotte im Jahr 2050 betrachtet, die völlig emissionsfrei ist und bei der der Strom- und Elektroenergiebedarf entsprechend ansteigt. Diese Daten hat das Team dann mit einer aktuellen Zahl verglichen, und zwar mit der Kapazität der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen, die in den vergangenen Jahren bereits installiert wurde. Daraus ergibt sich folgendes Bild: Die erneuerbare Energie, die heute erzeugt wird, würde bereits den Energiebedarf einer emissionsfreien Busflotte im Jahr 2050 decken.

Energiebedarf einer hypothetischen Busflotte im Jahr 2050

iconTechnische Box

Der vollständige Bericht ist online verfügbar

Die Studie „L'evoluzione dell'elettrificazione del trasporto pubblico - The Evolution of Electrification in Local Public Transport“ wurde im Juni 2024 von Eurac Research, Motus-E und Sustainable Bus veröffentlicht. Die Autoren sind Giuseppe Rotondo, Matteo Giacomo Prina, Wolfram Sparber, mit der Unterstützung von Amy Segata und Giulia Olivieri. Der Bericht ist auf der Motus-E-Website in italienischer und englischer Sprache verfügbar.

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