Center for Migration and Diversity - News & Events - Mehr Sprachigkeit! Im Tandem unterwegs zu einer integrierten (Erst-) Sprachförderung
Mehr Sprachigkeit! Im Tandem unterwegs zu einer integrierten (Erst-) Sprachförderung
Seminar mit Irène Zingg, Pädagogische Hochschule Bern (Schweiz)
- Date: 05.02.2025, 10.30 - 12.00 Uhr
- Place: Eurac Research HQ Seminar 8
In einer transnationalisierten Gesellschaft herrscht Sprachenvielfalt in den Klassenzimmern. Um dieses Potenzial der verschiedenen Sprachen der Migration zu nutzen, kann der Unterricht in "Heimatlicher Sprache und Kultur (HSK)" eine erweiterte Schlüsselfunktion für die Sichtbarkeit der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit im Schweizer Schulsystem übernehmen.
Die drei im Rahmen der Finanzierung des Sprachengesetzes des Bundes (SpV 11) unterstützten Projekte fokussierten eine integrierte (Erst-)Sprachförderung. Der innovative Ansatz der pädagogischen Kooperationen zwischen Lehrpersonen des Heimatsprachunterrichts und Klassenlehrpersonen, den sogenannten Tandems, hatten eine bessere Vernetzung mit der Regelstruktur zum Ziel:
• «Mehr Sprache(n) für alle». Pilotprojekt zur pädagogischen Kooperation von Lehrpersonen der Heimatlichen Sprache und Kultur (HSK) und Klassenlehrpersonen» (01.06.2018–31.08.2019)
• «Noch mehr Sprache(n) für alle. Pilotprojekt zur pädagogischen Kooperation von Lehrpersonen der Heimatlichen Sprache und Kultur (HSK) und Klassenlehrpersonen» (01.09.2019–31.01.2021)
• «Von A, wie Arabisch bis Z, wie Zulu. Sprachenvielfalt in der postmigrantischen Schweiz» (01.08.2021–31.01.2023)
Die abgeschlossenen Projekte belegen, dass die z.T. gut ausgebildeten HSK-Lehrpersonen fähig und willens sind, vermehrt mit der Regelstruktur zusammenzuarbeiten. Zudem konnten auffällige Defizite über den Kenntnisgrad des HKS-Unterrichts von amtierenden, wie zukünftigen Lehrpersonen aufgezeigt werden. Die auf diesen lessons learned aufbauenden entwicklungsorientierten Forschungsprojekte beinhalteten folgende drei Teile:
• HSK-Lehrpersonen partizipieren an kollegiumsinternen Weiterbildungen
• Projekttage im Bereich Mehrsprachigkeit bereichern die Regelklassen
• Dissemination, Wissenstransfer und Dokumentation thematisieren die Erstsprachförderung
Die gewonnenen Erkenntnisse belegen eindeutig die wissenschaftliche Bedeutung der neuen Herangehensweisen im Umgang mit Sprachenvielfalt in der postmigrantischen Bildungslandschaft. Eine Beziehung auf Augenhöhe dieser beiden Akteursgruppen hilft, Vorurteilen gegenüber den Sprachen der Migration entgegenzuwirken sowie stereotype Schubladisierungen aufzubrechen – sie schaffen die Voraussetzungen für eine sprachfreundliche(re) Schule, bei der die Sprachanerkennung unabhängig der Sprach(en)zugehörigkeiten gilt. Das den drei Entwicklungsprojekten zugrunde liegende Tandemmodell konnte einen wertvollen Beitrag zum Aufbau und der Implementierung von Sprachaktivitäten in Zusammenarbeit mit HSK-Lehrpersonen leisten.Im Seminar stehen folgende Fragen und Diskussionspunkte aus wissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Perspektive im Fokus:
• Wer gewinnt am meisten, wenn Lehrpersonen der Herkunftssprache/ heritage language bzw. der Regelstruktur zusammenarbeiten?
• Wie sehen solche Kooperationsmodelle einer integrativen Sprachbildung aus?
• Welches sind Gelingensbedingungen, um HSK-Lehrpersonen in die Regelstruktur zu integrieren?
• Was braucht es, damit die Bildungslandschaft die lebensweltliche Mehrsprachigkeit als Ressource anerkennt?
Dr. phil. Irène Zingg: Als erfahrene Lehrperson, Schulleiterin und Referentin in der Lehrer:innenweiterbildung promovierte Irène Zingg in Sozialanthropologie. Heute ist sie Dozentin und Co-Leiterin des Bilingualen Studiengangs an der Pädagogischen Hochschule Bern (Schweiz). Ihre Forschungsarbeit verbindet Soziolinguistik und Sozialwissenschaften und befasst sich u.a. mit der Integration der heritage languages in schulische Regelstrukturen.