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Center for Advanced Studies - News & Events - Die Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers auf die Pandemie und ihre Folgen

07 November 21

Die Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers auf die Pandemie und ihre Folgen

Harald Pechlaner spricht beim Südstern Health and Science Forum

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Das Südstern Health and Science Forum will eine Plattform zum Dialog für alle in den Bereichen Medizin und Naturwissenschaften tätigen Menschen bieten. In der achten Ausgabe des Forums war auch die Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers Programmpunkt in der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana in Bozen. Diese lieferte Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research und Professor an der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt.

Die dramatische Situation der Pandemie zeigt sich auch in wirtschaftlichen Kennzahlen Südtirols. Beinahe jeder Sektor musste mitunter starke Einbußen hinnehmen, etwa das Gastgewerbe, das in den Umsätzen des Monats März 2020 ein Minus von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen hatte. Der KFZ-Handel und Reparatur hatten ein Minus von 40 Prozent, der Einzelhandel und das Baugewerbe ein Minus von 36 Prozent zu beklagen, wie eine Studie von Eurac Research und WIFO zeigte. „Dennoch wurde im Verlauf der Krise klar, dass einige Prognosen wohl zu pessimistisch waren. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 konnte sich die Wirtschaft stark erholen und die Digitalisierung wurde in vielen Bereichen vorangetrieben“, betonte Harald Pechlaner in seiner Präsentation. Es sei allerdings absehbar, dass ökonomische und gesellschaftliche Ungleichheiten durch die Pandemie weiter zunehmen werden.

Nicht vergessen dürfe man außerdem die stillen Opfer der Pandemie: Kinder, welche keine Impfungen mehr erhalten haben, Menschen, deren Pathologien aufgrund ausgesetzter Vorsorgeuntersuchungen zu spät erkannt wurden, Frauen, die Gewalt erleiden mussten. Armut, Hunger und Menschenhandel hätten weltweit zugenommen.

Dennoch könne die Pandemie einen positiven Wandel bewirken, nämlich ein Umdenken in allen Wirtschaftssektoren insbesondere im Tourismus. Dort werde deutlich, dass es kein Zurück, sondern ein Vorwärts unter neuen Vorzeichen geben müsse, unterstrich Pechlaner. Während eine umfassende, sozial und ökologisch nachhaltige und gerechte Umgestaltung von Ökonomie und Gesellschaft noch nicht stattgefunden habe, gebe es doch zahlreiche positive Anzeichen. Auch in den Recovery-Plänen der einzelnen Nationen sei diese Ausrichtung erkennbar. Digitalisierung und Nachhaltigkeit seien die wichtigsten Treiber der weiteren Entwicklung und in Zukunft sei nicht jede Reise gesellschaftlich akzeptiert.

Auf die gesellschaftliche Akzeptanz ging Pechlaner außerdem in einem kurzen Exkurs zum Konflikt zwischen individueller und kollektiver Freiheit ein, bevor er das Management der Pandemie im europäischen Vergleich ansprach: „Politik und Wissenschaft beziehungsweise Medizin haben leider nur schwerlich zueinandergefunden. Allen voran am Beispiel der Zusammensetzung der Covid-19-Beratungsgremien und Task Forces der Regierungen wird ersichtlich, dass in Sachen interdisziplinäres Denken und Handeln noch Luft nach oben besteht.“ Schlussendlich sei Vertrauen die Basis für gemeinsames und zielführendes Handeln. Dieses Vertrauen sei nur über eine hohe Beziehungsqualität zu erreichen beziehungsweise wiederherzustellen.

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