Center for Advanced Studies - News & Events - Unternehmerische Ökosysteme als Schlüssel für die Zukunft des Tourismus
Unternehmerische Ökosysteme als Schlüssel für die Zukunft des Tourismus
Online-Fachtagung "Tourismus braucht Innovation braucht Netzwerke" der HGJ und des Center for Advanced Studies von Eurac Research - Studie zur Innovationskraft im Südtiroler Tourismus und Keynote von Oliver Puhe
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Online-Fachtagung "Tourismus braucht Innovation braucht Netzwerke"
Die jüngsten Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie, aber auch andere globale Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Digitalisierung zeigen auf, wie wichtig innovatives Denken und Handeln für einen zukunftsfähigen Tourismus sind. Wie Innovation im Tourismus entsteht und wie sie aktiv gefördert werden kann, waren die Themen der Online-Fachtagung "Tourismus braucht Innovation braucht Netzwerke" der Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) und des Center for Advanced Studies von Eurac Research.
„Innovation beginnt zunächst in unseren Köpfen, mit der Bereitschaft, Produkte und Dienstleistungen zu hinterfragen und langjährige Muster über Bord zu werfen“, sagte HGV-Direktor Thomas Gruber einleitend. HGJ-Obmann Daniel Schölzhorn unterstrich, dass es an der Jugend liege, Innovation in die Betriebe zu bringen. „Nutzen wir die Möglichkeit, neue Wege einzuschlagen, nur so können wir unsere Betriebe langfristig am Markt etablieren“, appellierte Schölzhorn. Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research, erklärte, dass man das Bestehende in Frage stellen und sich auch jenseits der eigenen Branche umschauen müsse. Nur durch Vernetzung könne man sich – sowohl auf betrieblicher als auch auf Destinationsebene – bestmöglich für die Zukunft aufstellen.
Vorhandene Ressourcen gemeinwohlorientiert nutzen
Welche Zukunft bewegt uns? Dieser Frage ging der touristische Innovationscoach Oliver Puhe nach. Der Tourismus werde in Zusammenhang mit der Pandemie oder der Klimakrise vielerorts als Problem wahrgenommen. Dabei habe die Branche alle Voraussetzungen, als Problemlöserin zu agieren. Die weltweite Vernetzung mache es möglich, auch globale Maßnahmen zu setzen, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen könnten. Bei seinem Blick in die Zukunft betonte er, dass es nicht darum gehe, völlig Neues zu schaffen, sondern im Sinne der sogenannten frugalen Innovation mit vorhanden Ressourcen nach nachhaltigen Lösungen zu suchen. Dafür brauche es kollaborative und gemeinwohlorientierte Prozesse.
Ähnlich argumentierte Junggastwirtin Teresa Pichler von „Haller Suites & Restaurant" in Brixen, die darauf verwies, dass man sich nicht neu erfinden müsse, sondern aus sich herausholen solle, was man schon könne. Joschi Walch vom Gourmet-Hotel „Rote Wand“ in Lech am Arlberg fügte hinzu, dass Innovation eine ständige Entwicklung, Weiterentwicklung und Hinterfragung des eigenen Tuns sei. Stefan Peintner, Leiter der Bozner Niederlassung der Innovationsagentur WhatAVenture, betonte, dass Vernetzung unumgänglich sei und der Austausch auch mit anderen Branchen erfolgen solle.
Umfrage zum Innovationsverhalten in Südtiroler Hotel- und Gastbetrieben
Das Center for Advanced Studies von Eurac Research hat die Fachtagung zum Anlass genommen, eine nicht-repräsentative Online-Befragung unter den Mitgliedern des HGV und der HGJ durchzuführen. Ziel war es, das Innovationsverhalten in Südtiroler Hotel- und Gastbetrieben zu untersuchen, sowie Einblicke in die Vorstellungen, Wünsche und Schwierigkeiten rund um das Thema Innovation im Tourismus zu gewinnen. Die Ergebnisse, die von Felix Windegger, Forscher am Center for Advanced Studies, vorgestellt wurden, zeigen, dass der Großteil der befragten Betriebe durchaus als innovationsfreudig zu bezeichnen ist. 83 Prozent gaben an, in den letzten fünf Jahren neue Produkte, Dienstleistungen, Verfahren oder organisatorische Neuheiten eingeführt zu haben. Darüber hinaus streben über 90 Prozent in den kommenden fünf Jahren weitere Innovationen an, vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit.
Die Covid-19-Pandemie wurde am häufigsten als Hindernis für die Innovationsentwicklung im eigenen Betrieb in den letzten Jahren genannt. Für ein Drittel der Befragten hat die Pandemie sogar zu einer deutlichen Verschlechterung der Zukunftsperspektiven von Tourismustreibenden geführt. Als weitere Hindernisse wurden unzureichende personelle und finanzielle Ressourcen, bürokratische und gesetzliche Hürden sowie festgefahrene innerbetriebliche Organisationsstrukturen identifiziert. Die Bedeutung von Kooperationen mit anderen Hotel- und Gastbetrieben, aber auch mit Organisationen und Unternehmen aus anderen Sektoren, wurde von den meisten Befragten hervorgehoben. Knapp 70 Prozent sehen Kooperationen mit Start-ups als Chance für den eigenen Betrieb und fast 90 Prozent sind der Überzeugung, dass der Tourismus in Südtirol von einem stärkeren Wissensaustausch zwischen etablierten und jungen Betrieben profitieren würde.
Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Vorschläge und Wünsche genannt, um die Innovationsfähigkeit der Hotel- und Gastbetriebe zu unterstützen. Dazu gehören eine bessere Vernetzung der Tourismusbetriebe, Kooperationen über den Tourismussektor hinaus, mehr finanzielle Unterstützung, ausgebaute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie verbesserte Nachhaltigkeitskonzepte.
Südtirol als lebenswerteste Region Europas
Die Fachtagung endete mit einer Diskussionsrunde über unternehmerische Ökosysteme als Innovationstreiber und Zukunftsstrategie für den Tourismus in Südtirol. Moderiert von Harald Pechlaner diskutierten Erich Falkensteiner, Hotelier und Unternehmer, Harald Oberrauch, Co-Founder des Tyrolean Business Angel Network, Patrick Ohnewein, Leiter der Unit Digital Technologies am NOI Techpark, und Désirée Giacomuzzi vom Familienbetrieb Enrico Giacomuzzi und Start-up SANKTANNAS. Die Diskutierenden unterstrichen: Der Tourismus könne nicht im Alleingang agieren, sondern brauche ein Ökosystem, welches kreatives unternehmerisches Handeln und innovative Kooperationsformen fördere. Dabei spiele der Austausch zwischen etablierten Betrieben mit jungen Unternehmen bzw. Start-ups eine wichtige Rolle, von der sowohl die Betriebe selbst als auch der Tourismussektor in Südtirol insgesamt profitieren würden. Weitere zentrale Akteure in einem solchen Ökosystem seien Forschungseinrichtungen, Verbände, Technologieparks, Standortagenturen und nicht zuletzt die Autonome Provinz Bozen - Südtirol. Außerdem, so der Tenor, sei ein Wandel hin zu einer Kultur des Scheiterns notwendig, um mutiges, unternehmerisches Denken und Handeln in Südtirol zu unterstützen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung waren sich einig: Verständnis für andere Branchen zu gewinnen, sich zu vernetzen und von anderen Sektoren zu lernen, sei von enormer Bedeutung. Denn schließlich verfolgen alle Sektoren dasselbe Ziel: Südtirol zur lebenswertesten Region Europas zu machen.
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