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Center for Advanced Studies - News & Events - Transformation ohne Partizipation wird schwierig

07 Oktober 22

Transformation ohne Partizipation wird schwierig

Global Mountain Sustainability Forum und Sextner Kamingespräche stellen die Partizipation als Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Leben und Wirtschaften in Berggebieten ins Zentrum

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Petra Wolffhardt, Thomas Bausch, Harald Pechlaner, Tanja Rainer, Jörg Sommer und Josef Margreiter bei den Sextner Kamingesprächen anlässlich des 2. GMS Forum.Credit: Christian Tschurtschenthaler | All rights reserved

Um eine nachhaltige Transformation unserer modernen Gesellschaft voranzutreiben, ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zentral. Wie aber sehen geeignete partizipative Methoden für die Gestaltung des Lebensraumes aus? Wie können Menschen sensibilisiert und eingebunden werden? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, luden Eurac Research, die United Nations University (UNU), der Tourismusverein Sexten und Sexten Kultur Forschende, Tourismustreibende, Entscheidungstragende und Interessierte zu den Sextner Kamingesprächen im Rahmen des Global Mountain Sustainability Forum.

Die Chance, dass ein Mensch in 25 Lebensjahren kaum je einmal in einen partizipativen Prozess eingebunden war, ist groß. Dafür sind unsere Schulen, Universitäten, unsere Familienstrukturen und unsere Gesellschaft als Ganzes zu sehr in alten hierarchischen Mustern verhaftet. Kein Wunder also, dass Partizipation nicht von heute auf morgen funktionieren kann, sondern wie jede andere Kulturtechnik erst erlernt werden muss – indem man sie anwendet – und das oft. Vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit sei die Selbstwirksamkeitserfahrung, der Glaube an Selbstwirksamkeit entscheidend, betonte Jörg Sommer. Er ist Gründungsdirektor des Berlin Instituts für Partizipation und kennt die Schwachstellen unserer Demokratie, in der sich Menschen immer seltener tatsächlich wirksam fühlen. In seinem Impulsvortrag anlässlich der sechsten Ausgabe der Sextner Kamingespräche lotste er die Teilnehmenden im Haus Sexten in einer halben Stunde durch Inhalte, die ansonsten für ein 4-jähriges Masterstudium vorgesehen wären. Eine ideale Grundlage also für die anschließende Podiumsdiskussion, durch die Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research führte. „Partizipation berührt alle Lebensbereiche: Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Bildung, Wissenschaft und Kirche. Wer hier den Fehler macht, Menschen nur zu informieren, anstatt sie bereits in der Ideenfindung zu involvieren, wird auf anderem Wege mit Partizipation konfrontiert: nämlich durch Protest oder unerwartete Bürgerinitiativen“, hob Pechlaner in den einführenden Worten hervor. Josef Margreiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding unterstrich, dass insbesondere im Hinblick auf den Tourismus die Zeit der Tal- und Dorfkaiser vorbei und eine Entwicklung von Tourismus- hin zu Lebensraumverbänden unbedingt notwendig sei. Man müsse durchaus anerkennen, was von vorhergehenden Generationen geleistet wurde. Die junge Generation habe nun aber ganz andere Ziele und müsse sich auch dementsprechend entfalten können.

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Credit: Christian Tschurtschenthaler | All rights reserved

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Credit: Christian Tschurtschenthaler | All rights reserved

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Partizipation ermöglicht Resilienz, Stabilität und Transformation

Man dürfe nicht annehmen, dass Partizipation schmerzfrei sei, unterstrich Sommer: „Beteiligung kann Konflikte zwar nicht immer lösen, aber sie kann sie sichtbar und bearbeitbar machen. Partizipation ermöglicht dadurch zweierlei: Stabilität und Transformation. Viele Probleme werden nur im Streit miteinander gelöst.“ Gleichzeitig stärkt Partizipation die Resilienz einer Gesellschaft, eine Eigenschaft, die in der gegenwärtigen Krisensituation wichtiger denn je ist.

Partizipative Prozesse auf den Weg zu bringen, erfordere aber durchaus eine genaue Analyse der Zielgruppe, worauf Petra Wolffhardt, Produkt- und Serviceentwicklerin der Raum|Schmiede Lienz hinwies. Man dürfe sich nicht wundern, wenn bei einer Informationsveranstaltung kaum Frauen und Mütter anwesend seien, wenn diese als Abendformat geplant sei. Andere Uhrzeiten und eine Kinderbetreuung bei der Veranstaltung selbst könnten hier bereits einen entscheidenden Unterschied machen. Auch Thomas Bausch, Direktor des Kompetenzzentrums Tourismus und Mobilität an der Freien Universität Bozen betonte, dass man sich bereits im Vorfeld eines partizipativen Projektes genau überlegen müsse, wo die Grenzen liegen, wie Information vonstattengehen und wie die Prozessstruktur gestaltet sein soll. Eine fachliche Grundlage sei wichtig, um eine Diskussion im luftleeren Raum zu vermeiden.

Klare Kommunikation und zeitnahe Umsetzung

Kaum Probleme, die Zielgruppe zum Mitmachen zu bewegen, hat die Kinder- und Jugendarbeit in Südtirol. „Es ist kein Thema zu schwierig, als dass man es Kindern und Jugendlichen nicht zutrauen könnte – sei es die Planung eines Spielplatzes oder der Gemeindeentwicklungsplan“, sagte Tanja Rainer, Vorsitzende des Südtiroler Jugendringes. Kinder und Jugendliche sind zwar die Zukunft, aber sie brauchen in der Gegenwart schon eine Stimme. Dabei bestehe keine Gefahr, mit einer unerfüllbaren Wunschliste konfrontiert zu werden, wenn die Rahmenbedingungen, etwa finanzielle Möglichkeiten, klar kommuniziert werden. Dass es klare Kommunikationsstrategien und eine zeitnahe Umsetzung im Anschluss an partizipative Prozesse braucht, wurde von allen Diskussionsteilnehmenden betont.

Die Sextner Kamingespräche fanden eingebettet in eine größere wissenschaftliche Konferenz statt, nämlich in das Global Mountain Sustainability Forum, das bereits zum zweiten Mal ausgerichtet wurde. Das Global Mountain Sustainability Forum wurde vom Center for Advanced Studies von Eurac Research, dem Center for Global Mountain Safeguard Research - GLOMOS, der United Nations University (UNU), dem Tourismusverein Sexten und Sexten Kultur organisiert. Die Grußworte bei den Sextner Kamingesprächen überbrachte Christoph Rainer, Präsident des Vereines Sexten Kultur.

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Das Global Mountain Sustainability Forum

Die Erforschung nachhaltiger und resilienter Beziehungen zwischen Mensch und Berg steht im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe des „Global Mountain Sustainability Forum“. Das Hauptaugenmerk der wissenschaftlichen Konferenz liegt auf den aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen und bietet Forscherinnen und Forschern, Tourismustreibenden und Entscheidungstragenden aus Bergregionen weltweit eine Plattform zur Diskussion. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, was wir von Berggebieten und Berggemeinschaften in Bezug auf eine nachhaltige Transformation unserer modernen Gesellschaft lernen können. Während sich die Konferenz auf den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema konzentrierte, wurden im Rahmen der öffentlichen Abendveranstaltung mit den Sextner Kamingesprächen Menschen aus verschiedensten Bereichen der Praxis an einen Tisch geholt, um nach Strategien zu suchen, die das Leben in Bergregionen mittels Partizipation und Teilhabe aller noch nachhaltiger gestalten.

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Credit: Eurac Research

Credit: Eurac Research

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Credit: Eurac Research

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