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Center for Advanced Studies - News & Events - Workshop zum Thema "Kinderschutz und Tourismus“

26 Juli 24

Workshop zum Thema "Kinderschutz und Tourismus“

Tourismusbranche zum Thema Kinderschutz sensibilisieren

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altPhoto: Eurac Research

Tourismus, Jugendschutz und Nachhaltigkeit waren die Schlagworte eines Workshops, der vor Kurzem im Bozner Pastoralzentrum stattfand. Dazu eingeladen haben das Center for Advanced Studies von Eurac Research in Zusammenarbeit mit der Tourismuskommission der Diözese Bozen-Brixen. Ziel war es, Tourismusschaffende mit Expertinnen und Experten zusammenzubringen und den Kinderschutz in den Fokus der Tourismusbranche zu rücken.

Kinderschutz und Tourismus in Südtirol: Muss denn darüber überhaupt gesprochen werden? Ja, sagen die Expertinnen und Experten, denn während meist darauf geachtet wird, was im Ausland passiert, werden Herausforderungen im eigenen Land oft vernachlässigt. Dabei sind Kinder auf Reisen und im Tourismus weltweit von sexueller Ausbeutung betroffen, Reisende selbst können zu Täter*innen werden. Rund drei Millionen Menschen begeben sich jedes Jahr auf Reisen – mit dem Ziel, Sex mit Minderjährigen zu haben. Italien liegt im Ranking jener Nationen, aus denen die Täterinnen und Täter stammen ganz oben. 80 Prozent der Straftäter*innen weltweit sind Gelegenheitstäter*innen. „Kinderschutz und Tourismus“ ist also kein Randthema der Branche.

Der Tourismus gilt als Wohlfühlindustrie – unangenehme Themen schaffen es nur schwer auf die Tagesordnung. Und genau dieses Image macht es schwierig, Kinderschutz als Qualitätsmerkmal und integralen Bestandteil der sozialen Verantwortung und Nachhaltigkeit im Tourismus zu etablieren. Dabei sei Kinderschutz die eigentliche Bewährprobe für Nachhaltigkeit, wie Expertinnen und Experten vor Kurzem in Bozen betonten. Zu diesen gehörten etwa Andreas Müseler von der AG Kinderschutz im Deutschen Reiseverband (DRV), Waltraud Gugerbauer und Kerstin Dohnal von ECPAT Österreich, der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, Hans Zollner vom Institut für Anthropologie der Päpstlichen Universität Gregoriana und Gottfried Ugolini vom Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen der Diözese Bozen-Brixen.

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Photo: Eurac Research

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Der Tourism Child Protection Code

Ziel des Workshops war es zunächst, die Teilnehmenden aus der Branche - Vertreterinnen und Vertreter des Verkehrsamts der Stadt Bozen, des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV), des Landesverbandes der Tourismusorganisationen Südtirols, der Familienhotels Südtirol, der Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betriebe im Südtiroler Bauernbund und des Amtes für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol - für das Thema zu sensibilisieren. Einen Auftrag, den der Deutsche Reiseverband schon seit Jahren wahrnimmt, weltweit Schulungen anbietet und auch federführend an der Entwicklung des Tourism Child Protection Codes beteiligt war – oft auch nur The Code genannt. The Code ist ein Kriterienkatalog, dem sich Mitglieder freiwillig verpflichten, um Kinder in der Reise- und Tourismusbranche zu schützen. Die enge Zusammenarbeit mit Institutionen, Organisationen und Bildungseinrichtungen sowie die Aufklärung und Schulung zum Thema sind ebenfalls Teil dieser Selbstverpflichtung. Der Deutsche Reiseverband arbeitet etwa eng mit ECPAT zusammen.

Diskussionspunkte und Herausforderungen auch in der Südtiroler Realität

Auch, was den Tourismus in Südtirol betrifft, kamen verschiedene Fragestellungen auf: Wie verhält sich die Rezeption, wenn eine erwachsene Person mit einem Kind einchecken möchte und nicht eindeutig klar ist, ob es sich dabei um ein Elternteil handelt? Wer kontrolliert bei Eincheck-Möglichkeiten ohne Personenkontakt, wer die Unterkunft betritt? Wie gilt es sich zu verhalten, wenn zwei minderjährige Personen einen Aufenthalt im Hotel buchen? Welche Regeln gelten für den Nacktbereich einer Sauna? Welche Regeln braucht es in Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betrieben, wo die Räume der Bauernfamilie oft kaum von jenen der Gäste getrennt sind? Wie reagieren, wenn ein alkoholisiertes Elternteil ein Kind von der Animation abholen möchte?

Verdachtsfälle melden

Die Teilnehmenden des Workshops waren sich einig, dass es eine Kultur des Safeguardings brauche und den Mut, Dinge anzusprechen und zu benennen. Außerdem brauche es Handlungsleitfäden und Verhaltenskodizes, vor allem für die Mitarbeitenden in der Branche, aber auch für die Reisenden selbst. Beobachtungen zu melden, sei der wichtigste Schritt – auch wenn es sich nur um Verdachtsfälle oder um ein Bauchgefühl handelt. Reisende weltweit haben die Möglichkeit, dies unter nicht-wegsehen.net zu tun.

Der Workshop „Kinderschutz und Tourismus“ fand in Vorbereitung einer wissenschaftlichen Konferenz statt, welche im kommenden Frühjahr in Rom organisiert wird. Reinhard Demetz, Seelsorgeamtsleiter, und Roberta Agosti, Direktorin des Verkehrsamts Bozen, begrüßten die Teilnehmenden im Pastoralzentrum Bozen. Eine erste Einordnung zum Thema gaben Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies, und Giulia Isetti, Forscherin am Center for Advanced Studies von Eurac Research. Beide sind auch Mitglieder der Tourismuskommission der Diözese Bozen-Brixen.

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